Der ständige Versuch, der Ungewissheit zu entkommen.

18. Sep 2020 | Blog

VON Daniel Kupfner

Was uns die Covid-Krise wieder einmal eindringlich vor Augen geführt hat ist der Umstand, dass kurzfristige Marktereignisse nicht verlässlich prognostizierbar sind. Dies galt sowohl in der Bärenmarkt-Phase rund um den März des heurigen Jahres, aber auch für die darauf erfolgte rasche Erholung. Nun sind wir Menschen aber stets darum bemüht, ständige Kontrolle zu haben und tun uns schwer damit, das kurzfristige auf und ab an den Börsen hinzunehmen. Da der Gedanke des Kontrollverlustes für Marktprofis und Anleger jedoch nur schwer zu akzeptieren ist, suchen viele Marktteilnehmer in der Praxis mit allerhand Indikatoren, Korrelationen und Mustern nach Antworten und Lösungen für dieses Problem.

 

Doch selbst wenn es möglich sein sollte, zukünftige geopolitische Ereignisse, Notenbank-Entscheidungen, Konjunkturdaten, Pandemieverläufe usw. richtig vorherzusagen, heißt dies noch lange nicht, dass man in der Lage ist, die daraus resultierenden Entwicklungen an den Märkten richtig ableiten zu können. Denn diese müssen nicht immer subjektiv rational erklärbar sein, sondern unterliegen ebenfalls verschiedenen Einflüssen und entkoppeln sich teilweise auch von ökonomischen Entwicklungen.

 

Auf der Suche nach erkennbaren Mustern und Zusammenhängen, wird häufig auf Prädiktoren zurückgegriffen, welche in der Vergangenheit eine hohe Korrelation zum jeweiligen Marktverlauf gezeigt haben. Mit Hilfe dieser Prädiktoren wird anschließend versucht, die Zukunft vorherzusagen und Prognosen aufzustellen. Jedoch wird selten darauf geachtet, ob zwischen der Prädiktor-Variable und dem Marktverlauf ein kausaler Zusammenhang besteht und dies nicht dem Zufall geschuldet war. Gerade dieser kausale Zusammenhang, welcher oft nur schwer messbar ist (z. B. in der Pharmabranche durch Experimente mit Kontrollgruppen), wäre für eine halbwegs verlässliche Prognose aber von großer Bedeutung.

 

Ein rein statistischer Zusammenhang zwischen zwei Variablen reicht also nicht aus, um daraus Kausalität ableiten zu können. Eine Korrelation zwischen zwei Merkmalen X und Y heißt also nicht, dass X ein Verursacher von Y (oder umgekehrt) ist. Bei diesem Phänomen spricht man von einer sogenannten Scheinkorrelation. So gibt es in den USA in der Vergangenheit z. B. einen beobachteten Zusammenhang zwischen dem Pro-Kopf Konsum von Mozzarella-Käse und der Verleihung von Doktortiteln im Bauingenieurwesen. Allerdings würde man hier schon reichlich Phantasie benötigen, um einen direkten Einfluss der einen Variablen auf die andere zu attestieren (hier finden Sie weitere absurde und lustige Beispiele zu Scheinkorrelationen). 

 

Auf der Suche nach Antworten für das zukünftige Verhalten von bestimmten Variablen, unterliegen wir aber leider immer wieder genau diesem Fehler und nehmen nicht kausale Zusammenhänge als Regel an. Zusätzlich können tatsächliche kausale Zusammenhänge auch zu einer weiteren Falle führen – dem Konjunktions-Fehler. Dieser sei anhand eines Experimentes (Tversky und Kahneman, 1983) kurz erklärt. Einer Gruppe von Probanden wurde folgende Frage gestellt: „Wie wahrscheinlich ist es Ihrer Meinung nach, dass es im nächsten Jahr in Kalifornien ein schweres Erdbeben geben wird, wobei mehr als 1.000 Menschen umkommen?“. Einer anderen Gruppe wurde die idente Frage gestellt, allerdings mit einer weiteren Bedingung: „… ein schweres Erdbeben und eine Flut geben wird, wobei …“. Die Schätzungen in der zweiten Gruppe waren signifikant höher als die Schätzungen in der ersten Gruppe. Diese Einschätzungen sind jedoch falsch, da die Wahrscheinlichkeit für das gemeinsame Auftreten der beiden Ereignisse nicht größer sein kann als das Auftreten eines Ereignisses (Erdbeben) allein. Der Fehler wird darauf zurückgeführt, dass zwischen den beiden Ereignissen Erdbeben und Flut ein kausaler Zusammenhang konstruiert wird und das gemeinsame Auftreten plausibler erscheine.

 

Wir müssen daher zwangsläufig akzeptieren, dass wir zukünftige (v. a. kurzfristige) Marktentwicklungen nicht verlässlich prognostizieren können. Um langfristige Erträge generieren zu können, muss man auch die entsprechende Ruhe und Geduld mit sich bringen, um durch turbulentere Marktphasen durchtauchen zu können. Ein systematischer, rationaler und emotionsfreier Investmentansatz, welcher sich überwiegend auf vorherrschende Marktgegebenheiten konzentriert, kann hier Abhilfe schaffen.

 

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