“Wasser marsch” in Nahost
02. Okt 2020 | Blog
VON Christina Kirisits
Die in den letzten Wochen zwischen Israel und den Vereinigten Arabischen Emiraten sowie Bahrain geschlossenen Abkommen stellen definitiv einen wichtigen Schritt zur Normalisierung der konfliktgeladenen und verfahrenen Situation in der Region dar. Handfeste ökonomische Überlegungen aller Seiten sind offensichtlich stärkere Trümpfe als Nächstenliebe.
Von dieser Erkenntnis geleitet arbeitet seit bereits über 25 Jahren abseits des Blitzlichtgewitters auch die NGO EcoPeace Middle East (https://ecopeaceme.org/), die Israelis, Jordanier und Palästinenser für konkrete Umwelt- und Wirtschaftsprojekte zusammenbringt, an Lösungen, von denen alle profitieren. Der Klimawandel macht vor Grenzen nicht halt und zwingt nun zu Kooperationen, die jahrelang aus den bekannten historisch bedingt einzementierten Standpunkten nicht möglich waren:
Während der letzten 20 Jahre wurden Friedensverhandlungen zwischen Israel und den Palästinensern immer davon abhängig gemacht, alle Kernpunkte des Konflikts simultan zu lösen. Deshalb ist beispielsweise die gerechte Verteilung und ein effizientes Wasser- Management der von Israel und den Palästinensern geteilten natürlichen Wasserressourcen solange auf der Strecke geblieben, bis zunehmende Wasserknappheit und -verschmutzung sowie Austrocknung gemeinsame Problemlösungsansätze unaufschiebbar machten. Die ersten, sich nach mühsamer Vertrauensbildungsarbeit einstellenden Erfolge der Projekte führen allmählich zu dem Konsens, dass der “Alles oder nichts” Ansatz Teil des Problems geworden ist und konkrete Projekte zu spezifischen und durchaus lösbaren(!) Themen wie Wasseraufbereitung und -verteilung mehr zu einem möglichen Frieden beitragen können.
Der See Genezareth, seit jeher Israels größtes Trinkwasserreservoir, hat über den „Nationalen Wasserkanal“ Jahrzehnte lang den trockenen Süden mit Wasser versorgt. Diese intensive Nutzung und der Regenmangel der letzten Jahre haben die Austrocknung des Sees jedoch voranschreiten lassen. Israel hat aber inzwischen massive Anstrengungen unternommen, Wasser in großem Umfang zu entsalzen und Abwässer zu recyclen. Daher wird bereits seit einiger Zeit wieder Wasser über neue Leitungen in den See zurückgeführt. Doch wie kommen jetzt die Nachbarn ins Spiel? Die Lebensader der Region, der Jordan, stand vor rund 10 Jahren durch eifriges Anzapfen seiner Quellen durch alle angrenzenden Bewohner und das Einleiten von Abwässern kurz vor dem ökologischen Kollaps. Die Situation war schon so kritisch, dass sowohl Israelis als auch Palästinenser und Jordanier erkannt hatten, dass sie sich - auf Initiative von EcoPeace - an einen Tisch setzen müssen, um gemeinsame Gegenmaßnahmen auszuarbeiten. Israel hat daher begonnen, Frischwasser - unter anderem aus dem mittlerweile wieder zu einem guten Anteil befüllten See Genezareth - in den Jordan zu leiten. Es hat außerdem weitere Wasseraufbereitungsanlagen in Flussnähe errichtet, Jordanien und die Palästinenser folgten nach.
Um die Positionen aller Beteiligten zu stärken und künftige Ungleichgewichte und einseitige Abhängigkeiten zu vermeiden, die neues Konfliktpotential in sich tragen würden, arbeitet man bei EcoPeace intensiv daran, alle drei Parteien für einen langfristigen „Water & Energy Nexus“ zu gewinnen: Israel liefert Wasser an Jordanien und wird dabei von Palästina unterstützt, das seine Küstengebiete in Gaza für zusätzliche Entsalzungsanlagen nützen könnte. Im Gegenzug liefert Jordanien Solarenergie an Palästina und an Israel, das dadurch seine Abhängigkeit von den Mittelmeer-Gasreserven verringern kann.
Wie man sieht, sollte es aus ökonomischer und ökologischer Sicht ein großes Interesse aller Parteien an gemeinschaftlichen Lösungen für die bestehenden und künftigen Probleme der Region geben. Der Erfolg der bereits angelaufenen Projekte rechtfertigt sicherlich eine weitere internationale finanzielle Unterstützung und lässt darauf hoffen, dass die Kräfte, die die künftige Entwicklung der Levante nicht auf die erpresserische Gleichung „Wasser gegen Frieden“ reduzieren wollen, gestärkt werden und die sich hier ergebende Annäherung nachhaltiger ist als die bloße Unterzeichnung von Abkommen.
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