Halloween steht an – die Zombies laufen schon umher!

30. Okt 2020 | Blog

VON Alfred Kober

Halloween steht an – die Zombies laufen schon umher!

Passend zur Herbstzeit werde ich im Zuge dieses Blogs die gegenwärtig gruselige Situation Halbtoter näher beleuchten. Dabei möchte ich mich weniger mit dem amerikanischen Brauch auseinandersetzen, der zunehmend auch bei uns Einzug hält, als mit Zombies im Sinne des Unternehmertums und der Aktienmärkte.

 

Unter Zombies im Aktienmanagement verstehen wir Unternehmen, die es nicht schaffen, mit ihrem jährlichen Ergebnis vor Zinsen und Steuern die Zinsverpflichtungen für das eingesetzte Fremdkapital zu begleichen. Der zyklische Charakter vieler Branchen bedingt Ergebnisschwankungen. Das ist eine dem unternehmerischen Risiko sehr naheliegende Eigenschaft und weiter nicht neu. Eine Prämie zum risikolosen Zins soll für das Übernehmen dieses Risikos entschädigen.

 

Das Jahr 2020 stellt gesamte Branchen vor neue Herausforderungen, die durchaus auch existenzbedrohend sind. Allerdings stehen externen Schocks dieser Art, mit Einbrüchen der Nachfrage- wie auch Angebotsseite, nicht im Vordergrund meines Blogs. Viel mehr sind es strukturelle Entwicklungen, die nicht neu und weniger CoV-bedingt sind. Es ist der langjährige steigende Anteil an Zombies, also „halbtoter Unternehmen“, der steil nach oben zeigt.

 

Die seit einigen Jahrzehnten fallenden Zinsen wirken unmittelbar auf sinkende Fremdkapitalkosten. Angesichts dessen liegt der Schluss nahe, dass auch Unternehmen maßgeblich von dieser Entwicklung profitieren konnten. In der Tat, dem war auch so! Es wurde mit beiden Händen zugelangt und häufig jeder Spielraum für die Aufnahme zusätzlicher Schuldung genutzt. Gesunde Dosis und Überdosis liegen dabei sehr nahe beieinander. Die Entwicklung in den letzten Jahren erweckt den Anschein, als sei der Bogen bereits sehr gespannt. Der beobachtbare steile Anstieg an Zombies ist weniger ein Resultat der globalen viralen Krise als vielmehr eine zu lockere Risikotoleranz seitens der Kapitalgeber, der Investoren (Darstellung 1).

Darstellung 1:

Quelle: Axios Media (DB Research)

 

Wie sonst können sich Geschäftsmodelle finanzieren, deren Ergebnisse (dschn. EBIT über 3 Jahre) nicht nur zwischenzeitlich, sondern auf Dauer unter den Zinskosten des eingesetzten Fremdkapitals liegen? Schon der gesunde Hausversand sagt uns, dass das keine nachhaltige Entwicklung sein kann. In der Regel bedarf es eines Auslösers, einer Krise, um aufgebaute Missstände wieder zu bereinigen.

 

Die Graphik geht auf Analysen der Deutschen Bank (via Axios Media) zurück und veranschaulicht die Entwicklung des Anteils an Zombie-Unternehmen in den Vereinigten Staaten. Dieser Anteil ist aktuell historisch hoch. Es reiht sich mittlerweile beinahe jedes 5. Unternehmen in den USA in dieses unbefriedigend produktive Segment ein. Obwohl große börsengelistete Unternehmen weniger stark betroffen sind (z.B. rd. 10% der im Standard & Poors 500 umfassten Aktien), ist die Entwicklung auch in diesen stabileren Segmenten besorgniserregend.

 

Verständlicherweise haben die letzten Monate den Anteil zusätzlich steigen lassen – nicht nur in den USA, sondern weltweit. Massive fiskal- und geldpolitische Interventionen halten das Mühlrad und damit den Status-Quo am Laufen. Es sind die Nebenwirkungen all der bewussten Markteingriffe, die nun immer deutlicher in den Vordergrund dringen.

 

An dieser Stelle möchte ich eine Lanze für junge und hoch-innovative Unternehmens brechen, die sich meist in einer frühen Wachstumsphasen befinden. Ein Vergleich mit Zombies wäre an dieser Stelle schon insofern nicht zulässig, da sich diese Geschäftsmodelle vorrangig mit Eigenkapital finanzieren und die jungen Sterne für Innovation, Fortschritt und höhere Produktivität stehen.

 

„Halbtote Unternehmen“ – Zombies – sind wenig produktiv und deren Existenz behindert sowohl den Erfolg von Unternehmen als auch die Beschäftigungsituation in Unternehmen mit produktiveren Geschäftsmodellen. Das unrühmliche Beispiel Japans mit all den fehlgeleiteten Investitionen in den späten 1980iger Jahren lehrt uns, wie schwer und vor allem wie lange fehlgeleitete Investitionen wirken können. Die kontrollierte Auflösung und das Herauswachsen aus der Misere dauerten Jahrzehnte an. So hart und brutal es auch klingen mag, häufig scheint eine schnellere Marktbereinigung wohl für alle Beteiligten der produktivere Weg zu sein.

 

Referenz: Axios Media (DB Research), 27.10.2020, Link: www.axios.com/zombie-companies-us-e2c8be18-6786-484e-8fbe-4b56cf3800ac.html

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