Wasserfutures – Fluch oder Segen?

15. Jan 2021 | Blog

VON Laura Lemle

Die Klimaveränderung verursacht einen deutlichen Anstieg der Erdtemperatur. Diese Reaktion führt beispielsweise aus Sicht der Artenvielfalt, Biodiversität und Wasserreserven zu großen Problemen. Seit einiger Zeit beschäftigt sich aber auch schon die Finanzwirtschaft mit Themen der Nachhaltigkeit. Diese Aussage stützt sich auf den bedeutenden Anstieg der ESG (Environmental, Social und Governance) -Produkte und infolgedessen ESG-Investmentfonds der letzten Jahre. Da dieses Thema sowohl national als auch international eine sehr hohe Relevanz besitzt, möchte ich im Rahmen dieses Blogbeitrages einen kleinen innovativen Ausschnitt dieses Themas diskutieren, und zwar den Einfluss der Klimaveränderung auf die Agrarwirtschaft insbesondere auf die Wasserreserven. Ein Artikel von Bloomberg über Wasser-Futures hat als Inspiration und Basis des heutigen Blogbeitrags gedient.  

 

Die Temperatur steigt, die Eisberge schmelzen, Überschwemmungen verursachen Schaden, die Dürreperioden verlängern sich und Waldbrände verheeren die Natur. Zusätzlich ist eine Verringerung der Wasserreserven der Erde beobachtbar, welche unter anderem dazu führt, dass Ackerböden zu Opfer der Aushagerung werden. Dieses Phänomen verursacht bereits heutzutage spürbare Probleme in der Agrarwirtschaft der USA. Besonders stark betroffen ist Kalifornien, wo die Waldbrände und Dürrephasen in den letzten Jahren eine große Nachfrage nach Wasser generiert haben. Die CME (Chicago Mercantile Exchange – die weltgrößte Börse für den Handel von Optionen und Termingeschäften) hat dafür eine Lösung entwickelt: Water-Futures. Diese funktionieren genauso wie ihre traditionelle Silber- oder Gold-Varianten, bei welchen im Vorhinein Liefermenge -termin und -preis fixiert werden. Es kann damit an dieser Warenbörse beispielsweise neben Öl, Gas und Kupfer auch zukünftig Wasser-Futures angeboten und gehandelt werden. Das Ziel wäre damit die Agrarwirtschaft in Kalifornien zu fördern und den Bauern in Dürrephasen zur Seite zu stehen. Da in Kalifornien die letzte Dürreperiode 8 Jahre lang dauerte, ist die Einführung dieser Absicherungsmöglichkeit für Wasserpreise eine plausible Lösung, um über genügend Planungssicherheit verfügen zu können. Mit der Hilfe von Future-Kontrakte kann beispielsweise die Agrarwirtschaft ihr Risiko besser einschätzen, quantifizieren und sich gegen mögliche zukünftige Preisänderungen schützen. Aus dieser Sicht scheinen Wasser-Futures ein perfektes Mittel zu sein, um sich gegen Wasserknappheit bzw. überdurchschnittlich hohe Wasserpreise zu schützen. Diese Situation stellt zurzeit in Amerika, Asien und Afrika ein akutes Problem dar, aber laut Prognosen schon bald ein Problem für einen Großteil der Weltbevölkerung darstellen kann. 

 

Viele stehen aber dem neuesten Finanzprodukt der CME eher negativ als positiv gegenüber. Zum Beispiel um einen bekannten Namen zu nennen, Simon Puleston Jones (ehemalige Leiter der EU-Abteilung von „Future Industry Association“) äußerte seine Meinung ¬ – beziehungsweise wahrscheinlich die Meinung von vielen – für die Financial Times über Wasser-Futures. Er meinte, dass es ethisch sehr fragwürdig sei, essenzielles wie Wasser an der Börse zu handeln. Das ist ein sehr starkes Argument gegen die neueste Innovation der CME, besonders vor dem Hintergrund, dass bereits jetzt etwa 2 Milliarden Menschen zu wenig Wasser haben. Diese Situation wird sich in der Zukunft laut Prognosen nicht verbessern, sondern eher verschlechtern. Die CME hat in einem Interview über seine Prognosen bezüglich Wasserknappheit berichtet; ca. 2/3 der Welt wird bis 2025 mit Wassermangel konfrontiert sein. Somit stellt sich die Frage: Wie weit ist es ethisch vertretbar mit so einer knappen und vitalen Ressource an die Börse zu gehen? Wenn man noch weitergeht stellt sich die nächste Frage; Wie weit ist es akzeptabel, wenn der Preis von dieser lebenswichtigen Ressource Gegenstand von Spekulation und Manipulation wird? Das zurzeit in Europa eher theoretische Problem würde sich besonders dann vertiefen, wenn in der Zukunft Wasser tatsächlich überall eine knappe Ressource wäre. Die gehandelte Wassermenge könnte so einen Umfang (zum Beispiel mehr als 95% der Wasserreserven der Welt) erreichen, dass es sogar zu einem Oligopolmarkt führt, in welchem die Wasserreserven der Welt in den Händen von einigen Großinvestoren gerät. Um noch weiter zu gehen - im schlimmsten Fall - tritt auf dem Wassermarkt einen Monopolsituation auf, welche zu unabsehbaren Folgen führen kann.

 

Das Problem ist wahrscheinlich derzeit noch nicht so dramatisch, wie oben beschrieben. Zurzeit ist nur 4% des kalifornischen Wassers handelbar, weil die meisten Wasserreserven in Besitz von großen Wasserversorgern und anderen Wasseranbietern sind. Die Anteile von diesen Unternehmen sammeln sich auch in den Nischenbereich von Wasserfonds wieder welche für Investoren schon länger eine Investitionsmöglichkeit darstellt und somit auch schon kapitalisiert ist. 

 

Referenzen:

 

Bild von klimkin auf Pixabay

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