ESG auf dem Weg zum Mainstream
22. Jan 2021 | Blog
VON Daniel Kupfner
Mit Prognosen bin ich grundsätzlich sehr vorsichtig - insbesondere in Bezug auf zukünftige Marktentwicklungen. Es gibt einfach zu viele Variablen (politisch, technologisch, gesellschaftlich …), die nicht in zuverlässiger und beständiger Art und Weise vorhergesehen werden können. Auch im Jahr 2020 wurde uns dieser Umstand wieder einmal eindrucksvoll vor Augen geführt. Sollten die Prognosen diverser Ereignisse doch mal gelingen, sind deren Auswirkungen auf die Märkte oft aber nicht direkt ableitbar, sondern obliegen wiederum komplexen Zusammenhängen die teilweise nicht immer rational erscheinen mögen und mit Modellen nur schwer zu fassen sind.
Trotzdem lasse ich mich, wie im Titel dieses Beitrages zu entnehmen ist, zu folgendem Ausblick hinreißen: Im Asset Management wird ESG zukünftig zum Mainstream werden.
Was bedeutet eigentlich ESG? ESG steht für Environmental, Social und Governance was zu Deutsch so viel bedeutet wie Umwelt, Soziales und gute Unternehmensführung. Ziel ist es, in jene Unternehmen oder Staaten zu investieren, welche positive Beiträge in diesen Themenbereichen beisteuern. Damit gehören ESG-Veranlagungen zur Kategorie der nachhaltigen Investments bzw. werden oft auch als Synonym dafür verwendet. Generell sollte das Ziel verfolgt werden, heutige Bedürfnisse zu befriedigen, ohne die Ressourcen der kommenden Generationen zu gefährden.
Der Trend zu ESG-Veranlagungen lässt sich bereits seit mehreren Jahren deutlich erkennen. Während für Investoren früher rein die finanzielle Performance von Relevanz war, spielen heute auch nachhaltige Aspekte eine immer größer werdende Rolle in der Veranlagungsentscheidung. Dass sich Rendite und nachhaltige Orientierung nicht gegenseitig ausschließen müssen, wurde bereits in vielen empirischen Studien dargelegt (u. a. in Friede, Busch & Bassen, 2015).
In Abbildung 1 ist die Entwicklung von nachhaltigen Investment-Volumina in ausgewählten Regionen ersichtlich. Dabei wurden die Werte aus dem Jahr 2012 mit denen aus 2018 verglichen und es sind teilweise fulminante jährliche Wachstumsraten zu erkennen (USA: +21,5% oder Japan: +145,3%). Europa konnte hier nicht ganz mithalten, allerdings war das Ausgangsniveau hier bereits wesentlich höher (Anteil an gesamter Veranlagung bereits im Jahr 2012 bei rund 50%) und die Marktdurchdringung mit ESG-Assets im Gegensatz zu den anderen Regionen wesentlich weiter fortgeschritten.
Abbildung 1: Nachhaltige Investments in diversen Regionen, Vergleich 2012 zu 2018
Somit sind im Jahr 2018 weltweit bereits rund ein Drittel aller Veranlagungen unter Berücksichtigung von ESG-Kriterien erfolgt. Laut Prognosen der Deutschen Bank soll dieser Anteil bis 2030 auf rund 95% ansteigen (Abbildung 2). Treffen diese Vorhersagen ein, wird es in einigen Jahren „state of the art“ sein, dass Fonds und andere Vehikel in irgendeiner Art und Weise nachhaltige Kriterien berücksichtigen.
Abbildung 2: Anteil nachhaltiger Investments an Gesamtmarkt
Ein weiterer Umstand, der diesen Trend befeuert, liegt in der zunehmenden Regulatorik. Speziell seit der Jahrtausendwende gab es eine starke Zunahme an diversen Vorgaben hinsichtlich der Nachhaltigkeit (Abbildung 3). Insbesondere Europa ist hier an vorderster Front vertreten und hat mit dem EU-Aktionsplan auch umfangreiche Maßnahmen auf den Weg gebracht.
Abbildung 3: Kumulative Anzahl der politischen Regelwerke weltweit
Quelle: PRI responsible investment regulation database
Diese generelle Entwicklung stimmt mich vorsichtig optimistisch, dass der Finanzmarkt seine Verantwortung für einen Übergang in eine zukunftsorientierte Wirtschaft übernimmt und den Wandel dementsprechend beschleunigt. Natürlich liegt es aber auch an den Investoren selbst, die mittels ihrer Nachfrage diesen Trend maßgeblich mitbestimmen. Zusätzlich bietet dieser Trend den europäischen Unternehmen die Möglichkeit, eine führende Rolle in der Entwicklung von innovativen Produkten und zukunftsfähigen Konzepten einzunehmen, auch wenn Unternehmen außerhalb Europas sich hier ebenfalls bereits positioniert haben. Wir Europäer benötigen in diesem Segment dringend disruptive Ideen und Technologien, nachdem andere Trends in der Vergangenheit leider bereits verschlafen wurden.
Die Notwendigkeit für Innovation ergibt sich meiner Meinung nach auch aufgrund des folgenden Umstandes: Durch die expansive Geldpolitik der EZB und diversen fiskalpolitischen Maßnahmen, schreitet die „Zombifizierung“ der Wirtschaft und Unternehmen sukzessive voran. Durch die Rettung von quasi allen Unternehmen – auch jenen welche selbst unter normalen wirtschaftlichen Umständen nicht überleben würden – ist zu befürchten, dass in weiterer Folge die Produktivität und Innovationsfähigkeit leiden wird. Dieses Phänomen konnte auch in Japan beobachtet werden, wo zu Beginn der 90er Jahre ein ähnliches Konzept nach dem Platzen der Immobilien- und Aktienblase praktiziert wurde. Der bekannte Ökonom Joseph Schumpeter hat bereits vor vielen Jahrzenten das Konzept der schöpferischen Zerstörung definiert. Dort beschreibt er den Prozess der kreativen Zerstörung als wesentlichen Faktor für den Kapitalismus und in weiterer Folge auch als Grundlage für den Konjunkturzyklus. Innovation und disruptive Technologien entstehen in Folge dessen erst nach großen Umbrüchen bzw. dem Scheitern von herkömmlichen Technologien bzw. Geschäftsmodellen und tragen somit auch zum konstanten Wachstum und Wohlstand bei. Vielleicht steht uns in naher Zukunft mit dem Wandel zu nachhaltigeren Technologien wieder ein großer Umbruch bevor, woraus neue Unternehmen mit innovativen Ideen hervorkommen.
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