Auf FANG folgt SPAC – ein beängstigender Boom?

26. Feb 2021 | Blog

VON Alfred Kober

Wer sich unter der Abkürzung SPAC wenig vorstellen kann, steht hierzulande definitiv nicht allein auf weiter Flur. Der Ausdruck kürzt den Begriff Special Purpose Acquisition Company und ist geographisch vor allem Börsianern im nordamerikanischen Raum ein Begriff. In den letzten Monaten hinterlassen allerdings SPACs auch hierzulande immer deutlichere Spuren und es sind viele helle Köpfe, so meine ich, die diesen Boom mitgestalten.

 

Sie fragen sich, was sind SPACs? Im Wesentlichen handelt es sich um börsengelistete Mantelgesellschaften mit prall gefüllten Kassen und dem Ziel, eine bzw. mehrere Gesellschaften zu übernehmen. Ein wesentliches Motiv dabei ist der indirekte Börsengang der übernommenen Gesellschaft – ein Börsenlisting der etwas anderen Art. Die Größenordnung eines SPACs bewegt sich in der Regel zwischen einer viertel und einer dreiviertel Milliarde USD mit steigender Tendenz. Ähnlich einer Privat Equity Gesellschaft werden zumeist im Vorfeld Investitions-/Übernahme Ziele/Segmente grob definiert, viel mehr dann aber schon nicht. Oft also sind es wahre Blankoschecks, die den Managementteams der Zweckgesellschaften ausgestellt werden. 

 

Das Pikante an vielen SPACs ist der zeitliche Druck, dem das Management (Sponsoren) der Investitionsvehikel zumeist ausgesetzt ist. Findet keine geeignete Übernahme innerhalb des anberaumten Zeitraums statt, erfolgt die Auflösung und Investoren erhalten ihr Geld retour. So weit, so gut. Fakt ist, dass derzeit definitiv kein Mangel an Liquidität vorherrscht und konservativste Veranlagungsformen bestenfalls geringe Erträge abwerfen. Diese Rahmenbedingungen befeuern diese zahlreichen Mini-Blasen.

Es herrscht ein Fieber, das bisweilen vor allem in den USA wütet. Waren es im Vorjahr 200 Transaktionen mit einem Volumen von rd. 64 Mrd. USD (CNBC, Renaissance Capital), so erwarten Investmentbanken für dieses Jahr zum Teil eine erhebliche Beschleunigung des Trends.

 

 

                                             Abbildung 1: SPAC Boom in den USA

                                              Quelle: yahoo!Finance, Bloomberg

 

Langfristig geplante und aufwendig exekutierte Börsengänge werden dem Zeitgeist entsprechend auf ein Mindestmaß reduziert. Das Kapital wandert rasch über den Tresen – alles geht flott – ist der SPAC-Aktionär nicht zufrieden mit der geplanten Transaktion, verkauft er seine Aktien an der Börse. Ja, dementsprechend sind auch die Kursschwankungen enorm. Keine Bindefristen – keine zeitlichen Gates – keine verbindlichen Volumenszusagen usw. Vor allem in der unsicheren Corona-Zeit sind das plausible Gründe, die die Beliebtheit dieser Mantelgesellschaften erklären und die Transaktionsvolumina immer weiter steigen lassen. Auf den ersten Blick ist es eine Win-Win Situation für alle Beteiligten. Einerseits für Unternehmen, die schnell an die Börse wollen, sich aber vor dem mühseligen zeitlichen Aufwand scheuen sowie sich dem Risiko sich ändernder Marktbedingungen nicht aussetzen möchten, anderseits für renditehungrige Investoren mit reichlich Risikoappetit und zuallerletzt natürlich auch für das  Management der SPAC-Gesellschaften, die sich in der Regel bereits im Vorfeld einen Anteil gesichert haben – kostenneutral versteht sich.

 

Wie in vielen Gesellschaften steht und fällt der Erfolg mit der Qualität des Management Teams. Angesichts der Intransparenz vieler SPACs ist dies in der Regel dann auch schon der einzige Anhaltspunkt für Investoren. Bei all dem Glanz sind Risiken allerdings nicht zu vernachlässigen. Die immensen und steigenden Volumina und der Wettbewerb untereinander,  verbunden mit dem zeitlichen Druck, sind ein optimaler Nährboden für dynamisch steigende Preise und hohe Bewertungen. Aber was ist dieser Tage schon günstig? Auch ich habe mir angesichts der zahlreichen prominenten Unternehmen abgewöhnt, über hohe Bewertungen zu urteilen.

 

Dass eben erst Lucid Motors angekündigt hat, über eine SPAC-Verschmelzung an die Börse zu gehen, fügt sich gut in das Gesamtbild. Aus frischem Kapital von mehreren Milliarden sowie einer Beteiligung aus Saudi-Arabien errechnet sich ein Börsenwert von 24 Mrd. USD, also rd. die Hälfte von BMW. Damit will der vermeintliche Hersteller von Elektrofahrzeugen der Oberklasse an die Erfolgsstory von Tesla anknüpfen. Dass noch kein einziges Auto bisweilen vom Band lief, stört dabei kaum jemanden, zeigt wie hoch der Vertrauensvorschuss und wie heiß gelaufen das EV-Segment bereits sind.

 

Die Wall Street ist bekannt dafür, immer wieder neue Häschen aus dem Zylinder zu zaubern und diese an den Mann zu bringen. Die Geschichte wiederholt sich und nicht alles was glänzt, entpuppt sich am Ende auch aus Gold. Mit steigenden Inflationserwartungen und dem Druck auf Bondrenditen ist just in diesen Tagen Volatilität an die Aktienmärkte zurückgekehrt. Es liegt auf der Hand, dass ein längeres Anhalten der Marktverunsicherung oder ein zwischenzeitlicher Bärenmarkt auf der Aktienseite die Triebfeder dieses Mini-Booms erheblich verlangsamen könnte.

Quellen:

Yahoo!Finance, 29.01.2021, Link [25.2.2021]

CNBC, 7.12.2020, Link [26.2.2021]

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