Steigende Rüstungsausgaben und deren Bedeutung für nachhaltige Fonds
13. Mai 2022 | Blog
VON Laura Lemle
In dem vorliegenden Blogbeitrag wird ein sehr aktuelles Thema behandelt. Der Krieg in der Ukraine hat bei vielen Staaten zu einem Umdenken hinsichtlich der Militärausgaben geführt. Dadurch sorgen Staaten für ein starkes Wachstum der Rüstungsindustrie. Das wirkt sich potenziell nachteilig auf nachhaltige Finanzprodukte aus, wenn diese gar nicht oder zumindest deutlich weniger in Rüstung investiert werden. Zugleich besteht die Gefahr, dass Staaten aufgrund deren Militärbudget nicht mehr in nachhaltigen Fonds investierbar sind. Viele Nachhaltigkeitslabels haben strenge Vorgaben was das Militärbudget von Ländern betrifft. Zertifizierte Fonds dürfen nur in solche Staatsanleihen investieren, wo das Militärbudget einen gewissen Prozentsatz von GDP nicht übersteigt. Wie beeinflusst aber der Krieg dieses Szenario? Müssen Nachhaltigkeitslabels Änderungen vornehmen, um in der aktuellen wirtschaftlichen und politischen Lage nicht zu restriktiv zu agieren?
Bekannte Nachhaltigkeitslabels und Richtlinien, wie das Österreichische Umweltzeichen (UZ49), das Label des Forum Nachhaltige Geldanlage (FNG), die Kriterien der ÖGUT (Österreichische Gesellschaft für Umwelt und Technik) und die Richtlinie Ethische Geldanlagen der Österreichischen Bischofskonferenz und der Ordnungsgemeinschaften Österreich (FinAnKo) haben in ihren Kriterienkatalogen das Militärbudget von Ländern begrenzt. Das Österreichische Umweltzeichen und die Kriterien der FNG erlauben zertifizierten Fonds nur in solche Staaten zu investieren, bei welchem das Militärbudget eine Grenze von 4 % von GDP nicht übersteigt. Um die Bestnote bei der ÖGUT Überprüfung zu erhalten, dürfen die Rüstungsausgaben den Schwellenwert von 3 % nicht überschreiten. Investiert ein Fonds gemäß der FinAnKo Richtlinien, liegt diese Grenze nur bei 2 %, also genau den Zielangaben der NATO-Staaten. FinAnKo begründet die strenge Vorgehensweise mit den folgenden Worten „..Auch demokratische Staaten brauchen Mittel zur eigenen Verteidigung. Weisen sie jedoch ein relativ hohes Rüstungsbudget auf, dann wird das jedenfalls bei wohlhabenden Ländern als Drohpotenzial verstanden werden, das andere Länder zum Aufrüsten animiert…“ In der unteren Abbildung sieht man nochmals grafisch wie streng die verschiedenen Labels mit Militärbudget umgehen.
In den letzten Monaten können wir eine neue Tendenz beobachten. Mit dem Krieg in der Ukraine haben sich viele europäische, demokratische Staaten, wie zum Beispiel Deutschland, Italien, Belgien, Polen oder Schweden dafür entschieden, ihr Militärbudget deutlich zu erhöhen. In der untenstehenden Abbildung ist exemplarisch veranschaulicht, wie europäische Staaten in den letzten Monaten ihr Militärbudget neu bestimmt beziehungsweise neu gesetzt haben. Es ist klar ersichtlich, dass bei jedem Staat ein Plan besteht, die NATO-Vorgabe von 2 % in der näheren Zukunft zu erreichen bzw. später zu übertreffen. Länder die bereits über ein Militärbudget von 2 % verfügen, steigern ihre Verteidigungsausgaben weiter. Somit steigt das globale Militärbudget und Rüstungsunternehmen profitieren davon.
Diese Abbildung verdeutlicht, dass Fonds die gemäß den strengeren Kriterien hinsichtlich Rüstungsausgaben investieren, in naher Zukunft ein Problem bekommen könnten. Bei den Labels FNG und UZ49 ist der Schwellenwert von 4 % für die meisten entwickelten Volkswirtschaften noch recht weit entfernt. Bei den ÖGUT Kriterien verhält es sich im Gegensatz dazu schon etwas anders, hier drohen in den nächsten Jahren einige Staaten den „investierbar“ Status zu verlieren. Bei den Kriterien der FinAnKo sind aktuell nur noch sehr wenige Staaten direkt investierbar. Mit der angepeilten Aufstockung des Militärbudgets würde sich die Anzahl noch einmal drastisch reduzieren.
Es stellt sich dadurch die sehr schwierige Frage, ob die Kriterien angepasst werden müssen, um nicht Gefahr zu laufen, dass keine Staatsanleihen mehr übrig bleiben, oder geht die neue Situation in die Richtung, dass Militärbudget eventuell nicht mehr als schlecht angesehen wird.
Quellen:
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