
01. April 2025
Kapitalmarkt Kompakt
Umfeld
Eieiei Donald, der Karren verfährt sich zusehend – was wird das nun? Wie erwartet, schaukelt sich die ganze Zollthematik nun zusehends auf, die Wirtschaftsaussichten all der Verlierer in diesem Spiel trüben sich ein und im gleichen Atemzug steigen die Preis-/Inflationsaussichten. Der Duft von Stagflation liegt im Raum und entsprechend reagieren die Kurse von Aktien und Anleihen. Der Auslöser für eine kräftigere positive Gegenreaktion ist weit und breit nicht zu erkennen – ganz im Gegenteil. Je länger diese Phase der ständigen Irritationen anhält, desto mehr verschärft sich die Situation. Die Inflationserwartung für die USA liegt auf die kommenden 12 Monate wieder bei 5%. Die zugleich sinkenden Renditen 10jähriger US-Staatsanleihen bestätigen die konjunkturelle Vollbremsung. Die Notenbank(en) steht(en) vor einer Mammutaufgabe und die divergierenden Interessen zwischen Trump und Powell bringen definitiv Komplexität in diese bewusst selbst erwirkte Situation. Ohne wirklicher Notwendigkeit wird nun die jahrzehntelang gewachsene sehr gute Position der USA aufs Spiel gesetzt. Das Bewusstsein über die Tragweite scheint dabei enden wollend.
Das Sentiment an den Kapitalmärkten hat global gedreht und Investierende hinterfragen das zumeist stark angewachsene US-Exposure, sei es auf der Aktien-, Anleihen- und auch auf der Währungsseite. Der sogenannte Trump-Put lässt auf sich warten und es ist durchaus vorstellbar, dass die Situation einer weiteren Verschärfung bedarf, bevor mehr Besonnenheit in die aufgeschaukelten, ja fast übermütigen Gemüter der Politik zurückkehrt.
Zinsmarkt
Der Zinsmarkt durchlebte in den letzten Wochen heftige Bewegungen. Der Rumbs fußte unter anderem auf die veränderten Rahmenbedingungen in Europa und dabei insbesondere auf Beschlüssen Deutschlands künftig für Verteidigung und Sicherheit die Schuldenbremse auszusetzen und Sonder“vermögen“ in hunderten Milliarden EUR bereitzustellen. Finanziert soll am Kapitalmarkt werden was das Angebot an Bonds entsprechend erhöhen wird. Deutsche bzw. europäische Staatsanleihen reagierten in der ersten Märzwoche heftig auf diese Entscheidung. Die Rendite des 10jährigen deutschen Bunds verzeichnete einen zwischenzeitigen Anstieg von rd. 50bps auf knapp 3%. Die Differenz zur US-Rendite, sie sich im März kaum wesentlich verändert hat und seit dem Hoch im Januar um rd. 50bps auf dzt. 4,25% gefallen ist, engt sich damit weiter ein. Zum Monatsende hin zeichnete sich eine Entspannung der Kapitalmarktrenditen ab. Der 10jährige deutsche Bund notiert bei rd. 2,7% – die EUR-Swap Rate (10 J) bei 2,6%.
Das unbeständigere Umfeld kommt nun auch am Verhalten der Risikoaufschläge an. Diese sind in den letzten Monaten zum Teil sehr weit zusammengelaufenen und insbesondere schlechtere Schuldnersegmente haben zuletzt stärker auf die Unsicherheiten reagiert. Das Spread-Widening in Verbindung mit den höheren laufenden Erträgen dieser Veranlagungssegmente und den steileren Zinskurven sorgen dafür, dass die Segmente wieder zusehends an Attraktivität gewinnen.
Aktienmarkt
Im Gegensatz zum Februar haben sich auch auf der Aktienseite die Parameter grundlegend geändert. Investierende wenden sich von hoch-bewerteten US-Aktien zunehmend ab und schichten Teile ihres Exposures vermehrt in niedriger bewertete Regionen und Branchen um. Von dieser Rotation profitier(t)en insbesondere europäische Aktien, deren Bewertungsabstand zuletzt historische Ausmaße erreicht hat. Ähnliche Flows sind in Richtung der weniger stark korrelierenden globalen Emerging Markets festzustellen, deren Aktienkurse jahrelang zurückgeblieben sind.
Nichtsdestotrotz geben US-Aktien global die mittelfristige Richtung vor. Der langfristige Trend ist offensichtlich gebrochen. Die Gegenreaktion in der 3. Märzwoche – sofern von so einer überhaupt gesprochen werden kann – dauerte nur kurz an, bevor die Kurse zum Monatsende hin wieder abtauchten. Das Kursverhalten zeugt von einem Aktienmarkt, der schwer angeschlagen und sehr anfällig für weitere Kursverluste ist. Die zahlreichen US-zentrierten politischen Manöver schüren dabei weiterhin Unsicherheit für die Wirtschaft und den Kapitalmarkt. Aktuelle sehr hohe Immobilienpreise und der Beginn von Schulden-Tilgungsausfällen wecken dabei Erinnerungen an die Situationen vor größeren Krisen.
Positiv entgegenzuhalten ist die extrem verhaltene, ja äußerst negative Investorenstimmung. Die Ausprägung dieser ist vergleichbar mit der vergangener Kurstiefs zur Zeit der großen Bärenmärkte. Insofern wäre zumindest eine zwischenzeitige kräftige Gegenbewegung an den US-Aktienmärkten angebracht. Dahingehend fügt sich auch der April gut in die Zeit, der an sich als guter Monat im Börsenjahr gilt (zweitbester seit 1950, S&P 500).
Rohstoffe & Währungen
Ganz und gar nicht in das Gesamtbild fügt sich das Preisverhalten einiger Rohstoffe wie etwa Kupfer. Dr. Copper gilt seit jeher als guter vorlaufender Indikator für die Wirtschaftsentwicklung. Während sich diese global und insbesondere für die USA merklich abschwächt, verzeichnet der Kupferpreis historische Höchststände. Eine ähnliche Entwicklung durchläuft derzeit der Goldpreis. Steigende globale Unsicherheiten sowie das Streben sich von der USD-Zentriertheit zu lösen, treiben den Kurs des Edelmetalls. Der Preis pro Unze Gold ist mittlerweile deutlich über die 3.000,- USD-Marke angestiegen.
Ausblick
Sich maßgeblich ändernde Rahmenbedingungen sorgen derzeit für breit angelegte Neupositionierungen. Eine Abkehr von der zumeist stark US-/IT-zentrierten Aktienallokation in vermeintlich günstigere Marktsegmente ist zu beobachten und ein weiteres Anhalten dieses Trends gut vorstellbar. Das vermeintliche vollständige Abkoppeln der globalen Aktienmärkte vom stark angeschlagenen US-Leitmarkt hat historisch allerdings nur in Ausnahmen funktioniert. Auf der Seite der Anleihen haben Spreads auf die neuen Realitäten bereits reagiert. Eine weitere starke konjunkturelle Eintrübung bis hin zu einer potentiellen Rezession in den USA wird wohl mit weiterem Druck auf Risikoprämien verbunden sein. Sollten diese negativen Ereignisse jedoch nicht eintreten, bleiben – trotz immer noch niedriger Spreads – die laufenden Erträge der volatileren Segmente im festverzinslichen Bereich auch weiterhin attraktiv. EUR-Staatspapiere bzw. Anleihen hoher Bonitäten haben unterdessen wieder attraktive Niveaus erreicht und kommen für ein Erreichen von Portfolio-Zielrenditen wieder stärker zum Einsatz.
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