01. Dezember 2025
High Yield im Faktencheck: Warum Spreads Ausfälle langfristig überkompensieren
High Yield Anleihen polarisieren. Für die einen sind sie der Inbegriff zyklischer Risikoassets, für die anderen ein Renditebringer – sofern man mit Volatilität umgehen kann. Unser aktueller Chart des Monats bringt Licht in diese Debatte, indem er den historischen Verlauf globaler High-Yield-Spreads den tatsächlichen Ausfallsraten gegenüberstellt. Das Ergebnis ist äußerst interessant – und für langfristige Investoren ermutigend.
Spreads vs. Ausfälle: Das Risiko wird (deutlich) überbezahlt
Wer High Yield sagt, meint vor allem Risikoaufschläge. Diese Spreads sollen jene Risiken kompensieren, die aus höheren Ausfallwahrscheinlichkeiten resultieren. Doch der Blick auf die Daten zeigt: Über viele Jahre hinweg lagen die Risikoprämien regelmäßig über den tatsächlich realisierten Ausfällen – oftmals deutlich. Mit anderen Worten: Investoren wurden historisch für die Übernahme der Risiken attraktiv entlohnt.
Diese Überkompensation ist kein zufälliges Muster, sondern ein wiederkehrendes Merkmal des High-Yield-Marktes. Selbst in Phasen erhöhter Ausfälle – etwa rund um die COVID-Krise – ist klar erkennbar, dass die Spreads nervöse Marktphasen antizipieren und meist schneller reagieren als die tatsächlichen Ausfallraten. Steigende Ausfälle werden somit frühzeitig eingepreist, wobei die Risikoprämie häufig stärker nach oben schießt, als es die fundamentalen Ausfälle rechtfertigen würden.
Abbildung: Analyse HY Spreads vs. tatsächliche Ausfälle

Aktuell relativ enge Spreads – zum Teil aber strukturell erklärbar
Zugegeben, das aktuelle Spread-Niveau ist vergleichsweise eng. Doch diese Enge ist nicht ausschließlich ein Zeichen vermeintlicher Sorglosigkeit, sondern auch Ergebnis struktureller Veränderungen am High Yield Markt:
- höhere durchschnittliche Kreditqualität
- geringerer Anteil an Distressed Bonds
- Veränderung der Restlaufzeitstruktur
- zunehmende Bedeutung von Private Debt.
Diese Entwicklungen haben die High-Yield-Landschaft nachhaltig verändert und zeigen, dass das absolute Spread-Niveau allein betrachtet nur begrenzte Aussagekraft besitzt. Für eine fundierte Bewertung ist daher eine ganzheitliche Betrachtung all dieser Faktoren notwendig.
Langfristig zählt die Risikoprämie – nicht die kurzfristige Volatilität
Wie attraktiv der High Yield-Markt aus kurzfristiger Perspektive betrachtet erscheint, vermag ich final nicht zu bewerten. Nicht vorhersehbare Spreadanstiege können jederzeit temporäre Buchverluste erzeugen. Das gehört zum Wesen eines zyklischen Segments. Doch über längere Horizonte entscheidet vor allem eines über den Anlageerfolg: Wird das eingegangene Risiko adäquat vergütet?
Und genau hier liefert die Historie ein eindeutiges Ergebnis: High Yield bietet eine robuste, strukturell verlässliche Risikoprämie, die Ausfälle mehr als kompensiert – selbst über sehr unterschiedliche Marktszenarien hinweg.
Risikohinweis
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faktenbasiert.

