
08. Oktober 2024
Kapitalmarkt Kompakt
Umfeld
Der September bot eine Gemengelage an makroökonomischen Daten mit unterschiedlichsten Vorzeichen. Die grobe Richtung zeigt Anzeichen einer gewissen makroökonomischen Stabilisierung auf niedrigem Niveau bei anhaltend sinkender Inflation. Auch die Reaktionen der internationalen Notenbanken beruhigten die zuletzt aufgeschaukelten Gemüter der Investoren und bestätigen den Richtungswechsel von Inflationsbekämpfung zu einer zunehmenden Unterstützung der Volkswirtschaften. Dabei spielten sicherlich die Interventionen Chinas zum Monatsende hin eine Sonderrolle. Insgesamt zeigten sich die Kapitalmärkte für den traditionell schwierigen Monat September ungewöhnlich ruhig und freundlich.
Zinsmarkt
Nun ist sie da, die ersehnte Zinswende in den USA. Mit einer Senkung der Geldmarktzinsen um 50 Basispunkten auf eine Bandbreite von 4,75 bis 5% entkräftete die US-Notenbank den Vorwurf zu zaghaft zu reagieren. Auch die EZB setzt ihren Weg fort und senkte den Leitzins (Hauptrefinanzierungssatz) um gleich 60 Basispunkte auf 3,65% bzw. den Einlagensatz um 25 Basispunkte auf 3,50%. In einigen Ländern Europas sind die Inflationsraten bereits unter das Zielniveau von 2% gefallen. Zudem pendelt das Konjunkturwachstum im mitteleuropäischen Raum seit längerer Zeit um die Nulllinie. Letzteres zu stimulieren liegt nicht im Mandat der EZB, schwingt allerdings im Hintergrund mit. Ganz nach dem Motto „Bad news are good news“ reagierte der festverzinsliche Markt mit sinkenden Kapitalmarktrenditen entsprechend freundlich. Zum Jahresende preist der Geldmarkt weitere Senkungen im Ausmaß von 50 Basispunkten in Europa und 70 Basispunkten in den USA ein. Das freundliche Umfeld zeigte sich zudem in abnehmenden Risikoprämien, die die Entwicklung im Bereich der Unternehmensanleihen und Schuldtitel der Emerging Markets einen erneuten Auftrieb verliehen. Das Emissionsvolumen lag im September auf hohen Niveaus, wobei das Umfeld der niedrigeren Renditen und weiter abebbenden Aufschlägen den Schuldnern entsprechend entgegenkam.
Aktienmarkt
Aktienseitig war der September ein Monat des Wachstums. Beflügelt von den geldpolitischen Maßnahmen und der Hoffnung, dass eine Rezession in den USA vermieden werden kann, stiegen die Kurse auf globaler Ebene mit unauffälligen Ausschlägen weiter an. Recht ungewöhnlich für die an sich schaukeligsten Wochen im Börsenjahr. Positiv stimmt die zuletzt zunehmende Marktbreite. Waren es in den letzten Jahren wenige Titel, die den Kursverlauf bestimmten, holen nun Aktien abseits der Branchen IT und Kommunikation sukzessive auf. In diesem Kontext sind gleich-gewichtete Strategien erwähnenswert, die sich im 3. Quartal deutlich besser entwickelt haben. Gegen Monatsende hin ließ China mit einem Paket massiver geldpolitischer Interventionen aufhorchen. Die Nachricht Zinssätze zu senken, Mindestreserven und Mindestkapitalanforderungen im Rahmen der Kreditvergabe zu verringern sowie Instrumente einzuführen, die es ermöglichen leichter Liquidität für Vermögenswerte zu erhalten, haben am Kapitalmarkt zu einer beispiellosen Kursrallye geführt. Während der letzten 5 Handelstagen im September verzeichnete der chinesische Aktienindex Shanghai Shenzhen CSI 300 einen Kursanstieg von über 25%.
Rohstoffe & Währungen
Die sinkenden Energiepreise sind Zeuge der global schwachen Konjunkturentwicklung sowie der entsprechend nachlassenden Nachfrage. Die Kursnotizen des schwarzen Golds sind mittlerweile unter 70,- USD (WTI) gefallen, notieren in etwa am 5-jährigen Durchschnitt und damit deutlich tiefer als vor dem Angriff Russlands auf die Ukraine. Dies gilt ebenso für Erdgas. Die niedrigen Energiepreise sind treibende Faktoren für die global sinkenden Inflationsraten. Parallel dazu durchleben Edelmetalle, allen voran Gold, eine Phase der hohen Nachfrage. Im Mittelpunkt steht dabei weiterhin das zentrale Thema, Währungsreserven abseits von westlichen Währungen möglichst unabhängig bzw. zugriffsbereit zu parken. Auch die Aussichten sinkender Zinsen sowie die zahlreichen geopolitischen Spannungsfelder liefern die entsprechenden Argumente für den gegenwärtigen Preisaufschwung.
Ausblick
Weitaus unbeeindruckt von den zahlreichen geopolitischen Spannungen zeigen sich die Kapitalmärkte derzeit von der freundlichen Seite. Die schwache konjunkturelle Nachfrage in Kombination mit den verfallenden Inflationsraten sorgt für den nötigen Rückenwind an den festverzinslichen Märkten. Ebenso sind an den Aktienbörsen derzeit nur wenige Signale zu erkennen, um die Assetklasse nicht zumindest neutral zu berücksichtigen. Entscheidend für die weitere Entwicklung wird wohl auch ein potentielles Abrutschen in eine Rezession der USA sein. Dank des hohen Deficit-Spendings und des treuen Konsumenten verzeichnete die USA bisweilen ein robustes Wachstum. Spannend bleibt auf jeden Fall die US-Präsidentschaftswahl in wenigen Wochen.
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