
04. Februar 2025
Kapitalmarkt Kompakt
Umfeld
Im wahrsten Sinne des Wortes turbulent verliefen die ersten Wochen des Jahres. Die Angelobung Trumps markierte dabei definitiv den Höhepunkt. Unverkennbar laut startete der Immobilientycoon in seine zweite Amtszeit und ließ keinen Zweifel daran, sein Wahlprogramm in reale Taten umzusetzen. Neben dem Kauf ganzer Länder, sowie einiger kurioser Forderungen ist aus volkswirtschaftlicher Sicht insbesondere die Thematik rund um Handelszölle höchst relevant. Dahingegen wurden am Monatsende gegen die unmittelbare Nachbarstaaten Kanada und Mexico 25% sowie gegenüber China 10% Zoll ausgesprochen. Auszugehen ist davon, dass die Gegenseiten nicht allzu lange auf sich warten wird lassen, um mit ähnlichen Gegenmaßnahmen zu reagieren. Die Gefahr eines Handelskrieges ist real und größer denn je. Stagflationäre Tendenzen mit steigenden Preisen und geringeren Nachfrageniveaus wären zumindest kurz- und mittelfristig die unmittelbaren Konsequenzen daraus. Unterbrochen wurde die Trump-zentrierte Berichterstattung durch die Nachricht, dass ein chinesisches IT-Unternehmen mit einem Bruchteil an Ressourcen ähnliche gute Ergebnisse erzielt wie die bekannten sündteuren US-Lösungen. Die Nachricht sorgte weltweit für Aufsehen und führte zu einem zwischenzeitlichen Beben in der IT-Branche. Was die Rahmenbedingungen an den Kapitalmärkten betrifft, bleiben diese indes unverändert. Mit der Ausnahme der USA stottert der globale Konjunkturmotor. Ebenso bleibt der inflationäre Druck gegenwärtig gering, mit deflationären Tendenzen aus China. Ein drohender globaler Handelskrieg würde sowohl den konjunkturellen wie auch den inflationären Druck verschärfen.
Zinsmarkt
Die Grundnervosität wegen Trump 2.0 ist auch an der Entwicklung der Basisrenditen nicht spurlos vorrübergegangen. Die Rendite 10-jähriger Staatsanleihen verzeichnete sowohl in europäischen Ländern als auch in den USA in der ersten Januarhälfte einen Anstieg von rd. 30 Basispunkten, bevor eine Gegenbewegung diesen Renditeanstieg wieder weitestgehend ausgeglichen hat. Erstaunlich stabil und unbeeindruckt von den Volatilitätsausschlägen an den Aktienmärkten haben sich die Kreditaufschläge gehalten, auch in den risikoreicheren Segmenten. Diese handeln weiterhin auf sehr niedrigen Niveaus und unterstreichen den gegenwärtigen Appetit nach Rendite und Risiko. Etwas attraktiver erscheint die Entwicklung des Segments der globalen Schwellenländeranleihen. Credit-Spreads von Emissionen der Emerging Markets begeben in Hartwährungen haben sich gegenüber den Niveaus aus dem Jahr 2023 nur unwesentlich eingeengt. In den höheren Bonitätenbereichen hat sich die zunehmende Attraktivität von Staatsanleihen gegenüber Pfandbriefen weiter verfestigt. Am Geldmarkt warteten die internationalen Notenbanken kaum mit Überraschungen auf. Wie angenommen, reduzierte die EZB die Leitzinsen um weitere 25 Basispunkte. Somit liegt der Hauptrefinanzierungssatz bei 2,9% und der Einlagensatz bei 2,75% p.a. Die US-Notenbank FED entschied sich dazu, die aktuelle Zinsspanne bei 4,25-4,5% p.a. beizubehalten.
Aktienmarkt
Die mit euphorischen Worten befüllte Periode zwischen US-Wahlentscheid in der 2. Novemberhälfte und der finalen Inauguration Trumps am 20. Januar d. J. waren begleitet von einem US-Aktienmarkt, der erstaunlicherweise mehr oder weniger auf der Stelle trat. Dies trotz gefühlt euphorischer Stimmung vieler Aktieninvestoren. Unterstützt wurde die Marktentwicklung insbesondere durch den starken US-Dollar, der in dieser Zeit rund 3% zulegte und die US-Aktienperformance erheblich erhellte. Dagegen haben sich europäische Werte, trotz der sehr niedriger Wachstumsdynamik und der wenigen Argumente für stark steigende Kurse, sehr positiv entwickelt. Seit dem 6. November konnte der Euro Stoxx 50 Index um rd. 10% und der deutsche Aktienindex DAX gar um 14% zulegen. Institutionelle Investoren scheinen die hohen Bewertungen und Titelkonzentrationen am US-Aktienmarkt zunehmend kritischer zu sehen. Ein Ende der US-Aktienhausse auszurufen, wäre trotz des überbordenden Optimismus verfrüht. Die Nachrichten über die Leistung von DeepSeek sorgte für einen Rolltausch der so verwöhnten IT-Branche in den Vereinigten Staaten, die das Thema der Disruption als Disrupter bisweilen exklusiv für sich beansprucht haben. Auch dieser IT-zentrierte Abverkauf war von kurzer Dauer und die Aktienkurse konnten sich von dem Schock in den letzten Tagen des Monats schnell wieder erholen.
Rohstoffe & Währungen
Im Umfeld einer sich ausweitenden Zinsdifferenz und den ersten beschlossenen Zöllen gegenüber Haupthandelspartnern (CA, MX, CH) hat der US-Dollar an Stärke hinzugewonnen. Diese Entwicklung verfestigte sich insbesondere auch zum Euro, der sich mit einem Wechselkurs von unter 1,03 USD/EUR wieder in Richtung Kursparität bewegt. Eine Entwicklung mit ähnlich gelagerten Rahmenbedingungen gilt auch für das Britische Pfund, wenngleich das BIP-Wachstum im Vereinigten Königreich nur unwesentlich höher ist als im Euroraum, die Zinsdifferenz jedoch der der US-amerikanischen ähnelt. Mit dem Aufschaukeln der Verschuldungsniveaus in den letzten Jahrzehnten und der weiteren Finanzierbarkeit einzelner Staaten geht ein zunehmender Vertrauensverlust gegenüber Fiat-Währungen einher – nicht nur seitens der BRIC-Länder. Unmittelbar sichtbar wird dies im Goldpreis, der im Januar ein Preisniveau von 2800 USD pro Unze erreicht hat.
Ausblick
Der generelle Risk-On Modus vieler Investierender ist trotz einiger Störungen weiterhin aufrecht. Für die nächsten Wochen bleiben die Reaktionen der einzelnen Handelspartner, auf die die USA Zölle verabschiedet, spannend. Ein gegenseitiges Aufschaukeln und eine Intensivierung der Zollstreitigkeiten wären definitiv nicht hilfreich für Wachstum und Stabilität. Dies wird die Zinsseite ebenso beeinflussen wie in weiterer Folge auch die Aktienseite. Die teils ambitionierten Bewertungen von US-Aktien werden begleitet von höchst sensiblen Kursreaktionen. Teils sorgen kleinste Revisionen des Ausblicks für heftige Kursab-/aufschläge. An dieser Charakteristik wird sich wohl auch in den kommenden Monaten wenig ändern.
Risikohinweis
Die Security BLOGS stellen lediglich die persönliche Meinung des Verfassers im Erstellungszeitpunkt und daher nicht die Meinung des Medieninhabers dar. Eine Haftung für diese Aussagen kann vom Medieninhaber ausdrücklich nicht übernommen werden.
Weitere InformationenWeitere Artikel der Ausgabe 2025-01
Sicherheit
faktenbasiert.