02. Dezember 2025

Märkte zwischen Stabilisierung und Disziplin – November 2025!

Die Märkte bewegen sich in einem spürbaren Spannungsfeld in das Jahresfinale 2025. Während das Wirtschaftswachstum vorhanden ist, fehlt es an überzeugender Dymanik. Die Inflation ist zwar unter Kontrolle – aber noch keineswegs vollständig bewältigt. Diese widersprüchlichen Signale prägen das Verhalten der Investierenden, die sich zunehmend zurückhaltend und risikoscheu zeigen.

Konjunkturell bleibt das Bild gemischt. Viele Frühindikatoren zeigen Bodenbildung, manche sogar zarte Erholungstendenzen. Gleichzeitig fehlt der globalen Dynamik weiterhin ein kräftiger Impuls – weder aus Europa noch aus China kommen starke Wachstumsbeiträge und die US-Konjunktur verliert nun auch an Momentum. Die Weltwirtschaft läuft, aber sie sprintet nicht. Das sorgt für Unsicherheit bei Investitionen, Unternehmensplanung und Risikobereitschaft.

Auf der Inflationsseite überwiegt allmählich Erleichterung. Der starke Preisdruck ist Vergangenheit, die Teuerung hat sich eingependelt – jedoch auf einem Niveau, das geldpolitisch noch nicht als „Entwarnung“ zu bezeichnen ist. Vor allem bleiben die Kerninflation und der Druck der Dienstleistungskomponente hartnäckig. Für Zentralbanken bedeutet dies einen erhöhten Spielraum. Vorschnelligkeit wäre riskant, auch dies wissen die Notenbanker – zumindest einige von ihnen. Das jüngste Protokoll der US-Notenbanksitzung belegt die Uneinigkeit unter den Mitgliedern bezüglich des weiteren Vorgehens.

Für Anleger ergibt sich daraus ein Umfeld, das Disziplin belohnt. Es ist kein Markt für blinde Risikoaufnahme, sondern einer für strategische Allokationsentscheidungen. Qualität schlägt Spekulation. Auch das durften Tech-affine Investoren in den letzten Wochen erfahren. Die Märkte stehen zwischen Stabilisierung und Skepsis – absolut nicht panisch, aber sehr wachsam und sensibel.

Anleihenmärkte

Im November 2025 werden die Rentenmärkte vor allem durch die geldpolitische Kommunikation der großen Zentralbanken beeinflusst. Die US-Notenbank hat erste, vorsichtig konsistente Signale in Richtung weiterer Zinslockerungen gesendet – jedoch klar datenabhängig und ohne Vorfestlegung. Die Europäische Zentralbank verhält sich restriktiver und hält den geldpolitischen Passivmodus wohl noch länger aufrecht und sendet damit eine implizite Botschaft: Der neutrale Zins liegt strukturell höher als im vergangenen Zyklus. Dadurch hat sich das globale Umfeld für Anleihen weitgehend normalisiert.

In diesem Kontext rücken Duration, Zinsrisiko und Renditekurvenpositionierung wieder in den Vordergrund. Mit real teils wieder positiven Renditen in den hohen Bonitätenbereichen haben Anleihen ihre Position als strategischer Baustein in liquiden Portfolios zurückerobert. Die Kombination aus attraktiven Nominalrenditen und tendenziell rückläufigem Inflationspfad verbessert den Real-Ertragsausblick signifikant – vor allem im mittleren Laufzeitband, wo Roll-Down-Effekte am effizientesten wirken.

In Japan steigen die Renditen für Staatsanleihen weiter, befeuert durch die neue Premierministerin, und erreichen bei 30-jährigen Papieren über 3,3 % p.a. – ähnlich wie deutsche Bundesanleihen.

Auf der Spread-Seite zeigt sich eine deutliche Risikodifferenzierung: Investment-Grade-Anleihen profitieren von solider Bonität, stabilen Cashflows und reduziertem Refinanzierungsdruck. High-Yield-Emittenten hingegen bekamen zwischenzeitlich die hohe Risikosensibilität der Marktteilnehmer zu spüren. Die Niveaus der Risikoprämien bleiben konstruktiv, aber eben nicht beliebig dehnbar. Der Markt wird spürbar selektiver. Qualitätsprämien werden gezahlt, Zombie-Risiken werden nicht mehr systemisch getragen.

Aktienmärkte

Die Aktienmärkte bewegen sich zuletzt in einem Umfeld, das von selektiverer Risikobereitschaft und klarer Bewertungsdifferenzierung geprägt ist. Der übergeordnete Trend gegenüber den Vorjahren beginnt sich merklich zu verändern. Statt hoffnungsgetriebener Kursanstiege beginnen nun wieder Gewinnqualität, Kapitaldisziplin und Bilanzstärke an Bedeutung zu gewinnen. Diese Veränderung widerspiegelt sich in zahlreichen überbewerteten IT-Werten, die zuletzt herbe Kursverluste erlitten haben.

Zentral für die breite Entwicklung der Börsen bleibt der Einfluss der Geldpolitik. Erwartete, aber keineswegs garantierte Zinssenkungen wirken zweischneidig. Werden sie aus disinflationärem Fortschritt heraus vorgenommen, stützt das Wachstumswerte und Cashflow-Modelle, die lange in die Zukunft rechnen. Erfolgen sie jedoch als Reaktion auf konjunkturelle Abschwächung, rücken defensive oder auch niedrig bewertete Sektoren und Qualitätswerte in den Vordergrund. Zinssensitivität bleibt also Treiber – aber differenzierter als im letzten Zyklus.

Sektorübergreifend zeigt sich ein klares Bild für die Zukunft. Technologie und Automatisierung behalten ihr strukturelles Wachstumsmomentum, doch die Bewertungsprämien müssen künftig durch Margen, Cashflow-Konvertierung und Skalierbarkeit untermauert werden. Health Care, Infrastruktur und Basiskonsumgüter gewinnen an Stabilität und wirken als defensives Gegengewicht. Angesichts dieser Gemengelage sollten sich europäische Aktien durchaus auch weiterhin guter Nachfrage erfreuen.

Mit dem Rücksetzer in den ersten drei Novemberwochen bleiben die Aktienmärkte angeschlagen, jedoch weit entfernt von einem technischen K.O. Die starke Erholung der letzten Tage lässt auf und einen guten Jahresausklang und eine „Santa Claus Rally“ hoffen.

Währungen – Edelmetalle

Der Goldpreis konsolidiert seitwärts, konnte sich aber nach einem schwachen Oktober deutlich erholen. Silber hingegen, das „Gold des armen Mannes“, zeigt sich als klarer Outperformer und notiert mit über 56,- USD/pro Unze am Allzeithoch. Weiterhin treiben staatsnahe Käufer, vornehmlich aus den Emerging Markets, sowie die fragwürdige Schuldenpolitik vieler Länder die Preise der Edelmetalle. Im Kontext der globalen Defizite sind politische Reformen, die zu materiellen Besserungen der Situation führen, leider nicht erkennbar. Währungsseitig bleibt die Entwicklung in Japan spannend. Mit Sanae Takaichi wurde die politische Spitze neu besetzt. Sie gilt als konservative Liberaldemokratin und tendiert zu einer lockeren Geldpolitik. Während Renditen und Aktienkurse deutlich anstiegen, sind mittlerweile über 180 japanische Yen für einen Euro zu bezahlen.

Ausblick

Die Kapitalmärkte starten mit erhöhtem Selektionsbedarf in das kommende Jahr. Die entscheidenden Variablen bleiben die Stabilität der Rahmenbedingungen und die Geldpolitik. Erfolgen diese vor dem Hintergrund anhaltend sinkender Inflation, kann das den Risikoappetit sowie die Unternehmensbewertungen stützen. Entsteht der Spielraum jedoch primär aus Wachstumsschwäche, wird Defensive wichtiger als Dynamik. Dieser Zwiespalt dürfte insbesondere auch 2026 das zentrale Thema bleiben.

Internationale Aktien, vor allem einige US-Segmente, bleiben weiterhin recht ambitioniert gepreist. Dies drückt auf erwartbare Erträge und erhöht zugleich die Notwendigkeit eines stabilen Grundsettings. Wir diversifizieren gerne breit und international und erachten unter anderem Aktien in den Emerging Markets als opportunes Add-on im gegenwärtigen Marktumfeld. Anleihen bleiben für uns attraktiv, da die Erträge mittelfristig gut kalkulierbar sind und das Schwankungsrisiko ein niedrigeres ist. Unternehmensanleihen mit gutem Rating sowie auch höhere Bonitätssegmente sehen wir weiterhin als festen Bestandteil in gut diversifizierten Veranlagungsportfolios.

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