03. November 2025
Amazing Deals, echte Herausforderungen – Märkte zwischen Show und Substanz!
Der Oktober 2025 stand im Zeichen geopolitischer Spannungen und politischer Unsicherheiten. An erster Stelle sorgte der wieder aufgeflammte Handels- und Technologiekonflikt zwischen den USA und China für Verunsicherung: Neue Exportkontrollen und Rhetorik rund um Halbleiter und Künstliche Intelligenz ließen Investoren weltweit sensibler auf politische Risiken reagieren. Gegen Monatsende trafen sich die beiden Hauptprotagonisten dieses Streites. Trump verkündete in seiner Tonalität einen „amazing Deal“ mit Xi Jinping. Für die nächsten 12 Monate sollen gegenseitige Wirtschaftsrestriktionen zurückgenommen werden.
Nicht ganz so amazing zeigt sich die Situation um den niederländisch/chinesischen Chiphersteller Nexperia, der mit seinem Lieferstopp große Teile der europäischen Autoindustrie in Alarmbereitschaft versetzt. Im Hintergrund schwelgt eine beabsichtigte Verlagerung der Produktion sowie des Know-Hows nach China sowie die Interventionen des niederländischen Staates dies zu verhindern. Die Abhängigkeit der Lieferketten zu einzelnen, oft sehr kleinen, Bauteilen scheint auch 3 Jahre nach Corona immer noch erheblich zu sein.
Alles andere als amazing sind weiterhin die kriegerischen Auseinandersetzungen in der Ukraine und verstärkt nun auch in Russland. Diese verschärfen sich zusehends und dominieren auch die Fragen nach Europas strategischer Resilienz immer stärker. Ein Ende dieses Konfliktes scheint in weiter Ferne zu sein – just in diesem Moment brennen Heizkraftwerke – dieses Mal in Russland.
Anleihenmärkte
Anders als die US-FED verzichtete die EZB Ende Oktober auf eine weitere Zinssenkung. Damit bestätigt sich die Erwartung, dass der Zinszyklus in Europa sein Ende gefunden hat. Nicht so in den USA, für die der Markt noch zumindest eine weitere Senkung in diesem Jahr sowie 3 weitere in 2026 zu jeweils 0,25% einpreist. Im Rahmen der Notenbanksitzung äußerste sich der Notenbankpräsident J. Powell dahingehend, den Abbau der Notenbankbilanz demnächst zu stoppen und deutete damit an, dass die Zentralbank alsbald wieder als Käufer von US-Staatsanleihen auftreten wird. Dies zerstreute die zuletzt zugenommenen Bedenken im Zusammenhang mit potenziell steigenden Refinanzierungskosten der USA.
Der Druck auf Renditen ließ im Oktober deutlich nach. In diesem Zusammenhang bestätigte der Internationale Währungsfonds in seinem traditionellen Outlook das, wovon die meisten von uns ohnedies ausgegangen sind. Österreich und Deutschland führen beim Wachstum das Schlusslicht (0,2% bzw. 0,3% für 2025) an. Damit bleibt zumindest der nachfragebedingte inflationäre Druck niedrig. Die Kombination aus geringem Wachstum und geringerer Inflation soll auch hierzulande den Druck auf Anleiherenditen auf einem niedrigen halten. Ebenso gering bleibt in diesem Umfeld das Ausmaß der Risikoaufschläge. In risikobehafteteren Segmenten wie Hochzins-Unternehmensanleihen sind diese zwischenzeitlich leicht angestiegen, zuletzt allerdings wieder deutlich gesunken. Das Spread-Niveau der Credit-Segmente bleibt ein enges.
In der gegenwärtigen Zinslandschaft profitiert unsere Ausrichtung von der zugenommenen Steilheit der internationalen Zinskurven, die wir im Rahmen unserer Investmentstrategie (FIXIS) ausnutzen und Kurveneffekte systematisch abschöpfen. Auch wesentlich sind die sinkenden Zinsdifferenzen zum EUR, die sich wiederum in niedrigeren Währungssicherungskosten ausdrücken und damit den Pool an attraktiven Investmentmöglichkeiten wesentlich vergrößern.
Aktienmärkte
Weiterhin extrem resilient zeigen sich die internationalen Aktienmärkte. Keine Anzeichen von saisonaler Schwäche und weiterhin befeuert vom währenden Investitionshype im Kontext der Künstlichen Intelligenz. Auffallend sind die stark zugenommen Kreuzbeteiligungen von Lieferanten und Kunden an den Kernunternehmen des Hypes. Nvidia investiert in OpenAI, AMD gewährt OpenAI Aktienoptionen, Oracle mit OpenAI, Microsoft strukturiert die Beteiligung mit OpenAI neu usw. Dieses „Circular Financing“ im Ausmaß von vielen hunderten Milliarden USD nimmt mittlerweile bedenkliche Ausmaße an und konzentriert das Themensegment zusammen auf sehr wenige Player. Diese werden wohl künftig den Markt beherrschen – mittendrin das noch nicht börsengelistete Unternehmen OpenAI. Die Situation ist bedenklich und der Outcome ist sehr wahrscheinlich noch monopolistischer als wir dies aus der gegenwärtigen Situation rund um IT-Unternehmen kennen. Das Ausmaß der Investitionen ist gigantisch und wird für die US-Wirtschaft auf bereits bis 7% des BIP eingeschätzt.
Während der US-Shutdown zu einem Veröffentlichungsstillstand vieler Wirtschaftskennzahlen geführt hat und dahingehend derzeit viele Informationen zum „State of the Nation“ ausbleiben, ist dies bei den Unternehmenskennzahlen zum Glück nicht so. Die Berichtssaison für das Q3 2025 ist nun voll im Gange und die bisweilen veröffentlichten Ergebnisse erwiesen sich als erstaunlich robust. Eine Zurückhaltung der Konsumenten aufgrund zunehmend unsicherer Rahmenbedingungen hat sich in den Ergebnissen offensichtlich noch nicht niedergeschlagen. Interessant bleibt der Blick nach vorne. Während sich die Arbeitsmarktdaten maßgeblich abschwächen, feiern Aktienmärkte neue Hochs.
Die starken Kursanstiege der letzten Monate haben zu höheren Bewertungen und zu niedrigeren Ertragserwartungen geführt. Für die USA sind unsere längerfristigen Ertragsaussichten nun unter das Niveau von 6% p.a. gesunken. Für europäische Märkte sowie für Aktien der Schwellenländer bleiben die Aussichten besser. Wir sehen in den zunehmenden Kursbewertungen, ähnlich den festverzinslichen Segmenten in den 2010er Jahren, zunehmend vorgezogene Kursgewinne, die uns in den nächsten Jahren durchaus auch fehlen könnten.
Währungen – Edelmetalle
Auch wenn die Preise in den letzten beiden Oktoberwochen nachgegeben haben, befinden sich Edelmetalle weiterhin im Höhenflug. Mit einem Hoch von über 4380,- USD/Unze markierte der Goldpreis im Laufe des Oktobers ein neues Hoch und auch der Silberpreis ist erstmals seit den beiden ähnlich Hochs aus dem Jahr 1979 und 2011 nachhaltig über die 50 USD-Marke angestiegen. Seitens der Währungen haben sich die aufflammenden Unsicherheiten im Zusammenhang mit der US-Schuldenthematik etwas gelegt. Wie eingangs erwähnt hat auch die Ankündigung J. Powells geholfen, dahingehen die Sorgen zu zerstreuen. Während der USD ggü. dem EUR zuletzt leicht angestiegen ist, ist wohl weiterhin davon auszugehen, dass die US-Administration kein allzu großes Interesse an einer starken heimischen Währung hat.
Ausblick
Unternehmensgewinne bleiben solide, die Inflation verliert an Dynamik, und die Hoffnung auf geldpolitische Entlastungen gewinnt an Boden. So überwiegt zum Monatsende zwar weiterhin Vorsicht, aber spürbarer Optimismus. Auch wenn der Vergleich mit den späten 1990iger Jahren mittlerweile oft gezogen wird, ist der Weg zu einer ähnlich euphorischen Marktstimmung noch ein weiter.
Interessant bleibt das Ende des US-Shutdowns und die damit verbundene Transparenz zur Lage der USA. Auch steht in den ersten Novembertagen der Supreme-Court Entscheid zu den Handelszöllen an. Aufgrund der stark positiven Kursdynamik in den letzten 6 Monaten wäre eine zwischenzeitige Verschnaufpause am Markt wünschenswert.
Für Europa ist allzu viel an Dynamik nicht zu erwarten, wenngleich auch hierzulande der Druck auf die EU-Administration final zu steigen scheint. Immer offensichtlicher werden Wohlstandsverlust und De-Industrialisierung. Wie uns Deutschland, Frankreich usw. zu erkennen geben, scheint die bereits weit gediegene wirtschaftliche Misere langsam aber doch an den politischen Führungsspitzen anzukommen. Merz und Co. begehren immer stärker auf. Ob den Worten auch Taten folgen werden, bleibt abzuwarten. Es bleibt die Hoffnung – die stirbt bekanntlich zuletzt.
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