04. November 2024
Anleihen: Die Renaissance einer Anlageklasse
Im Jahr 2021 boten Anleihen noch ein wenig aussichtsreiches Umfeld. Die Zinsen befanden sich auf einem historischen Tiefstand. Zwischenzeitlich rentierte sogar die gesamte Euro-Zinskurve von 0 bis 50 Jahren negativ. Damit war die Kluft zwischen der Ertragserwartung von Anleihenfonds und Aktienfonds auf historisch hohem Niveau und Erträge im Anleihenbereich konnten defacto nur über Risikoprämien erzielt werden. Mit risikoarmen Assetklassen waren in Folge kaum laufende Erträge zu generieren.
Der Zinssturm bricht los (2022)
Das Jahr 2022 markierte eine dramatische Wende für Anleihen. Nach dem Niedrigzinsumfeld des letzten Jahrzehnts, in dem das Zinsänderungsrisiko fast in Vergessenheit geraten war, führte die stark anziehende Inflation zu einem weltweiten Anstieg der Zinsen. Dies löste einen regelrechten Zinssturm aus, der die Anleihekurse in den Keller schickte. Die US-Notenbank Fed erhöhte ihren Leitzins im Laufe des Jahres in sieben Schritten von 0,25 % auf 4,5 % – die schnellste und aggressivste Zinswende seit den 1980er Jahren. Auch die Europäische Zentralbank (EZB) beendete ihre Nullzinspolitik und hob den Leitzins im Juli und September jeweils um 0,5 Prozentpunkte an, zögerte aber zunächst mit stärkeren Zinserhöhungen, da sie die wirtschaftlichen Folgen der Pandemie fürchtete. Im längerfristigen Zinsniveau waren allerdings bereits deutlich mehr Zinsschritte eingepreist.
Diese geldpolitische Kehrtwende der Notenbanken war notwendig geworden, da die Inflation in vielen Ländern Niveaus erreichte, die seit Jahrzehnten nicht mehr gesehen wurden. In den USA kletterte die Inflationsrate im Juni 2022 auf 9,1 %, in der Eurozone erreichte sie im Oktober 2022 mit 10,6 % ihren Höhepunkt. Haupttreiber dieser Entwicklung waren die steigenden Energiepreise, verstärkt durch den Krieg in der Ukraine, globale Lieferkettenprobleme und die hohe Nachfrage nach Gütern und Dienstleistungen nach dem Ende der Pandemie.
Die steigenden Leitzinsen führten zu einem Anstieg der Renditen am Anleihemarkt. Besonders deutlich wurde dies bei den längerfristigen Swap-Sätzen (5-10 Jahre). So lag beispielsweise der 10-jährige USD-Swap-Satz Anfang 2022 noch bei rund 1,7 %, erreichte aber im Oktober 2022 ein Hoch von über 4,3 %. Ähnlich verlief die Entwicklung beim 10-jährigen EUR-Swap-Satz, der von rund 0,3 % auf über 3,3 % kletterte. Die folgende Abbildung zeigt den für den Kapitalmarkt maßgeblichen Euro- und USD-Zinssatz.
Die steigenden Renditen führten zu einem massiven Ausverkauf von Anleihen. Die Angst vor Stagflation und steigenden Refinanzierungskosten schürte zusätzlich die Sorge vor großen Default-Wellen, was zu einem deutlichen Anstieg der Risikoprämien führte. Besonders betroffen waren Anleihen mit längerer Laufzeit und risikoreichere Anlageklassen, da diese empfindlicher auf Zinsänderungen und eine Ausweitung der Risikoprämien reagieren.
Die Trendwende: Anleihen auf dem Vormarsch
Doch die befürchteten Worst-Case-Szenarien traten nicht ein und im Herbst 2022 zeichnete sich eine Trendwende ab. Die Inflation erreichte ihren Höhepunkt und erste Anzeichen einer Abschwächung deuteten sich an. Gleichzeitig gelang es den Zentralbanken, mit ihrer restriktiven Geldpolitik die Inflation einzudämmen, ohne dabei die Wirtschaft abzuwürgen – ein sogenanntes „Soft Landing“. Dies ermöglichte es den Zentralbanken zuerst das Tempo ihrer Zinserhöhungen zu drosseln und anschließend mit ersten Zinssenkungen wieder ein für die Wirtschaft freundlicheres Umfeld herzustellen.
Die Erholung am Anleihemarkt manifestierte sich folglich auch in deutlichen Kursgewinnen. Besonders eindrucksvoll zeigte sich dies bei High-Yield Unternehmensanleihen. So konnte der „Apollo Nachhaltig High Yield Bond Fonds“ in den letzten zwei Jahren ein Plus von über 25 % verzeichnen, den zwischenzeitlichen Kursrückgang (Drawdown) vollständig ausgleichen und sogar ein neues Allzeithoch markieren. Selbiges gilt teilweise auch für Emerging-Market Fonds. Risikoärmere Anlageklassen, insbesondere solche mit einer längeren durchschnittlichen Kapitalbindungsdauer (Duration), notieren zwar noch unter ihren Höchstständen von vor drei Jahren, konnten aber in den letzten zwei Jahren ebenfalls deutliche Kursgewinne verbuchen.
Diese positive Entwicklung lässt sich auf mehrere Faktoren zurückführen. Die Inflationsraten gingen im Laufe des Jahres 2023 zurück und entspannte die Situation an den Anleihemärkten. In den USA sank die Inflation von 9,1 % im Juni 2022 auf zuletzt 2,5 %. In der Eurozone ist die Inflation laut jüngsten Schätzungen bereits wieder unter die 2% Marke der EZB gefallen. Mit der nachlassenden Inflation, der Stabilisierung der Zinsen und dem Ausbleiben von übermäßigen Defaults gingen auch die Risikoprämien zurück, wovon insbesondere Unternehmensanleihen und Emerging-Markets Anleihen profitierten.
Ertragspotenzial neu verteilt: Anleihen holen auf
Nach der Drawdown-Phase erleben Anleihen eine Renaissance. Die Erholung der letzten zwei Jahre verdeutlicht das Potenzial dieser Anlageklasse. Obwohl das Zinsniveau (z.B. 10-jähriger Swap in EUR und USD) zwar mittlerweile wieder etwa einen Prozentpunkt unter dem Höchststand liegt, bieten sich immer noch attraktive Anlagemöglichkeiten. Die Zinswende und die andauernde Börsenrallye haben die Ertragserwartungen bei Aktien tendenziell gedämpft, während sie bei Anleihen deutlich gestiegen sind. Dadurch hat sich auch das Ertragspotential zwischen Aktien und Anleihen zunehmend verringert.
Durch die höheren Zinsen bietet sich Anlegern nun die Chance auf attraktive Renditen, bei einer (im Vergleich zu Aktien) deutlich geringeren Volatilität. Anleger, die ihr Portfolio diversifizieren wollen und gleichzeitig eine stabile Rendite anstreben, sollten Anleihen daher wieder verstärkt in Betracht ziehen.
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