04. November 2024
Kapitalmarkt Kompakt
Umfeld
Wenngleich die konjunkturellen Daten hinter den Erwartungen zurückblieben, zeigt sich die Weltwirtschaft weitgehend stabil. Die heimische sowie die deutsche Wirtschaft enttäuschen weiterhin, während der Konjunkturmotor in den USA noch einigermaßen rund läuft. Auch der Trend zur Desinflation setzte sich fort und die Raten in der Eurozone liegen mit 1,7% (J/J) deutlich unter dem 2% Zielniveau. Auch das Inflationsniveau in den USA befindet sich mit 2,4% (J/J) nur marginal höher. In Kombination mit den Schwächesignalen seitens des US-Arbeitsmarktes ist nun eine weitere Zinssenkung der US-FED so gut wie sicher. Ähnliches gilt für die EZB, wenngleich sich deren Mandat auf die Geldwertstabilität beschränkt. Mitunter befeuert von schwächeren Unternehmensergebnissen seitens der US Big-Tech Unternehmen und der zunehmenden Wahrscheinlichkeit einer Trump 2.0 Präsidentschaft, kehrte in den letzten Oktobertagen Unsicherheit und damit Volatilität an die internationalen Kapitalmärkte zurück. Kuriosität am Rande, Russland verklagt Google auf 20 Quintilliarden USD (eine 2 mit 34 Nullen) wegen unrechtmäßig gesperrter Kommunikationskanäle.
Zinsmarkt
Die internationalen Renditekurven haben sich in den letzten Wochen materiell nach oben verschoben. Insbesondere im US-Markt stiegen die Renditen im Oktober nahezu über die gesamte Kurve um ca. 50 Basispunkte an. Dies ist insofern interessant, als dass auch die Rendite 2-jähriger Staatspapiere in nur wenigen Wochen von 3,6% auf 4,2% angestiegen ist. Die US-Zinskurve bis in den Laufzeitenbereich von 10 Jahren hinein notiert derzeit in der Bandbreite von 4,1 bis 4,3% p.a. Mit Nachdruck platzierte Botschaften rund um neue Handelstarife mit China etc. lassen schnell Erinnerungen an die vorherige Präsidentschaft Trumps hochkommen. Ebenso scheinen Marktteilnehmer eine anhaltend ausgedehnte Defizitpolitik, generell ein Mehr an Volatilität und Inflation einzupreisen. Die US-Notenbank tagt am 7. November. Der Markt ist dahingehend gespalten, ob ein weiterer großer Zinsschritt mit 50 Basispunkten oder doch ein kleinere mit 25 Basispunkten folgend wird, letzteres scheint wahrscheinlicher. Die EZB hat im Oktober die 3. Zinsreduktion beschlossen. Angesichts der konjunkturellen sowie inflationären Situation ist die Wahrscheinlichkeit einer vierten Senkung in Folge im Dezember als realistisch hoch einzuschätzen. Trotz des heftigen Gegenwinds an den festverzinslichen Märkten haben die Aufschläge in den risiko-behafteteren Anleihesegmenten kaum reagiert.
Aktienmarkt
Die letzten Handelstage im Oktober hatten es in sich und vernichteten die gesamten angehäuften Kursgewinne der Wochen zuvor. Letztendlich verzeichnete ein Großteil der Indizes ein negatives Monatsergebnis. Neben zwischenzeitlich neuen Kurshochs der bedeutenden internationalen Indizes steigen Konzentrationsrisiken immer weiter an. So verzeichneten die Top 10 Werte im US S&P-500 Index mittlerweile eine Gewichtung von 37% im Indexkorb und Nvidia überholte Apple zwischenzeitlich als das wertvollste Unternehmen weltweit. Ebenso verzeichnete Tesla einen Rekord, indem der US-Titel in 2 Tagen mehr an Börsenwert zulegte als die Summe der Unternehmenskapitalisierung von BMW, Mercedes und VW. In diesem Zusammenhang passt auch die angekündigte Gehalts-/Lohnkürzung von 10% und die Schließung dreier Werke in Deutschland. Die deutsche Automobilbranche erlebt momentan ihr eigenes Halloween.
Rohstoffe & Währungen
Während sich Energiepreise (bisweilen) von den geopolitischen Spannungen unbeeindruckt zeigen und das US-Erdgas nahe den 5 Jahrestiefstständen notiert, läuft dieser Trend bei Edelmetallen andersrum. Sowohl Gold als auch Silber erfreuen sich reger Nachfrage. Insbesondere sind es Staaten, die ihre angehäuften Devisenreserven zuletzt wieder lieber in Gold investieren als in Fiat-Währungen, die obendrein auch vom fremden Zugriff nicht verschont bleiben. In diesem Kontext wäre auch der US-Dollar zu erwähnen, der im Oktober gegenüber EUR stark zulegen konnte.
Ausblick
Das zentrale Thema für die nächsten Wochen ist die US-Wahl. Das richtungslose Hin und Her der Aktienmärkte im Vorfeld der Wahl passt ins historische Kursmuster – die Monate nach dem Wahlausgang waren tendenziell positiv. Angesichts der prognostizierten Knappheit und der Gespaltenheit der US-Bevölkerung wird der 5. November bestimmt ein wichtiger Tag, auch für die internationalen Börsen. Auch geopolitisch mag der Wahlentscheid maßgeblich für weitere Entwicklungen sein. Die Verschiffung von US-Kriegsmaterial in den Nahen Osten trägt dabei nicht sonderlich zur Beruhigung bei.
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faktenbasiert.