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17. Dezember 2024
Negative Risikoprämien von US-Aktien als neues Warnsignal?
Ein sensationelles Aktienjahr neigt sich dem Ende zu und Investoren können sich über mehrheitlich zweistellige Gewinnzuwächse erfreuen. Insbesondere US-Aktien haben einmal mehr ihre seit vielen Jahren andauernde Dominanz bewiesen und für massive Kurssprünge gesorgt. Im Zuge dieser Entwicklung stellt sich natürlich bei vielen Anlegern die Frage, wie lange die Party noch andauern kann?
Da das Christkind mir vermutlich auch heuer keine Glaskugel unter den Baum legen wird, kann ich Ihnen auf die Frage leider keine seriöse Antwort geben. Jedoch zeigt sich aktuell ein Phänomen, welches wir seit über 20 Jahren nicht mehr gesehen haben: Negative Risikoprämien für US-Aktien.
Ermittlung der Risikoprämie
Für die Ermittlung von Risikoprämien existieren unterschiedliche Berechnungsarten. Im vorliegenden Chart wird der Kehrwert des Kurs-Gewinn-Verhältnisses (KGV) als Schätzung der Gewinnrendite (Earnings Yield) verwendet und davon die Rendite der 10jährigen US-Treasuries als „risikolose“ Rendite abgezogen. Damit soll eine Näherung für die Aktienrisikoprämie erhalten werden.
Abbildung: Risikoprämie US-Aktien (kapitalgewichtet und gleichgewichtet), 2010 - 2024
Wie in der Abbildung ersichtlich, sehen wir zum ersten Mal seit 2002 wieder negative Risikoprämien am US-amerikanischen Aktienmarkt (S&P 500). Doch was wie ein weiterer dunkler Schatten auf den Aktienmarkt wirkt, muss nicht zwangsläufig das Ende des Bullenmarktes bedeuten. Tatsächlich war die Risikoprämie für den S&P 500 während eines Großteils der 1990er Jahre ebenfalls negativ – eine Zeit, die von starken Aktiengewinnen geprägt war. Der Markt hat also auch in Phasen negativer Risikoprämien performt. Dennoch, dass wir uns heute wieder in diesem Terrain befinden, sollte nicht ignoriert werden.
Gleichgewichtete Strategie
Während der S&P 500 in seiner traditionellen Form derzeit negative Risikoprämien aufweist, zeigt der gleichgewichtete (EW) S&P 500 ein anderes Bild: Hier sind die Risikoprämien noch positiv. Dies bedeutet, dass eine Streuung des Risikos durch die Gleichgewichtung aller Unternehmen weiterhin eine attraktive Anlagestrategie sein kann. Anleger sollten sich also die Frage stellen, ob eine gleichgewichtete Strategie in Zeiten wie diesen nicht auch in der Asset Allocation Berücksichtigung finden sollte.
Fazit
Der Aktienmarkt sendet immer wieder Signale aus und negative Risikoprämien sind definitiv ein Warnzeichen. Doch wie die 1990er Jahre gezeigt haben, sind sie nicht zwangsläufig der Vorbote eines Crashs. Darüber hinaus sind zukünftige Gewinne bei den Unternehmen nur schwer prognostizierbar. So könnten im Umfeld niedrigerer Steuern und Deregulierung die Unternehmensgewinne weiter steigen, was wiederum zu einer höheren Risikoprämie führen würde.
Vielmehr sollten sich Investoren der gegenwärtigen Situation bewusst werden und Risiken breiter streuen. Dies beinhaltet neben einer regionalen Diversifikation auch eine Streuung der Management-Stile. Darüber hinaus erscheinen Anleihen Investments im relativen Vergleich mit Aktien derzeit durchaus interessant, da mit diesen attraktivere risikoadjustierte Erträge generiert werden können.
Risikohinweis
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