
Blog / Nachhaltigkeit
19. Mai 2023
„Nicht alle Eier in einen Korb?“- Gedanken zu Biodiversität als Kriterium nachhaltiger Veranlagung
Dieses Sprichwort, das ganz generell eine umsichtige Verteilung der persönlichen Risiken einmahnt, ist hinlänglich bekannt. Und eigentlich ist es ja auch uns allen, die in der Veranlagung tätig sind, seit jeher eingebläut worden: Diversifikation, sei es in Bezug auf Assetklassen, Länder, Währungen oder Branchen, ist die Voraussetzung für risikobewusstes Investieren.
Umso bedenklicher ist es, wie lange es bis zur allgemeinen Erkenntnis gebraucht hat, wie wichtig die Erhaltung der Biodiversität in der Natur für eine lebenswerte Zukunft ist. Schließlich handelt es sich auch hier um nichts anderes als eine natürliche Diversifikation: Möglichst viele verschiedene Tiere und Pflanzen tragen mit ihren spezifischen Eigenschaften und Aufgaben zum Funktionieren des Ökosystems bei.
Die bei der Weltnaturkonferenz (COP 15) im Dezember 2022 beschlossenen Maßnahmen tragen diesem Umstand erstmals weitreichend und weltweit Rechnung: So sollen bis 2030 mindestens 30 % der weltweiten Land- und Meeresfläche unter Naturschutz gestellt, die Wiederherstellung und Renaturierung geschädigter Flächen forciert und die schädlichen Wirkungen und Umweltrisiken durch den Einsatz von Pestiziden und Düngemitteln halbiert werden. In weiterer Folge ist die Kürzung kontraproduktiver Subventionen und finanzieller Fehlanreize vorgesehen.
In diesem Sinne gibt es auch in Österreich eine Biodiversitätsstrategie 2030+, die diese Maßnahmen auf staatlicher Ebene umsetzen soll, wobei aus meiner Sicht gerade bei uns die bewusste Lenkung von Fördergeldern eine große Rolle spielt und deutliche Veränderungen bringen kann, wenn es tatsächlich politisch gewollt ist.
In der Veranlagung findet sich die Biodiversität auch bereits in den Kriterienkatalogen für nachhaltige Investments, wobei die Beurteilung auf Unternehmensebene nach wie vor schwierig ist. Systematische Bewertungstools sind in Entwicklung, derzeit muss man sich noch eher an die Faustregel der Vermeidung negativer Auswirkungen und Förderung positiver Beiträge halten. Aber der Druck auf die Unternehmen, v.a. in finanzieller Hinsicht, sollte jetzt steigen, besonders auf solche, die stark vom Naturkapital abhängig sind, und diese zu entsprechenden Strategien und Maßnahmen bewegen.
Wenn man die Erhaltung der Biodiversität als Teilgebiet des Umweltschutzes genauer betrachtet, erkennt man eigentlich schnell, wie sehr speziell hierauf abzielende Maßnahmen automatisch Verbesserungen in anderen Bereichen mit sich bringen (Fruchtwechselwirtschaft, Baumartenwahl). Ein Grund mehr, den Erhalt der Biodiversität verstärkt im staatlichen und unternehmerischen Tun zu berücksichtigen – und im privaten natürlich auch: bald wird die Holzbiene wieder meinen Garten besuchen …
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