
Blog
22. Mai 2025
„Tradition ist nicht die Anbetung der Asche, sondern die Weitergabe des Feuers“
Diese bekannte und oftmals in Reden zitierte Metapher habe ich als Anregung für diesen Blog gewählt, weil sie meiner Ansicht einfach ein sehr starkes Bild von anhaltender Aktualität ist.
Fälschlicherweise verschiedenen Urhebern von Gustav Mahler bis Konfuzius zugeschrieben, stammt sie tatsächlich vom französischen Sozialdemokraten Jean Jaurès aus einer Rede im französischen Parlament im Jahr 1910. Dazu möchte ich der Vollständigkeit halber, die Definition von „Tradition“ aus dem Duden stellen:
„etwas, was im Hinblick auf Verhaltensweisen, Ideen, Kultur o. Ä. in der Geschichte, von Generation zu Generation [innerhalb einer bestimmten Gruppe] entwickelt und weitergegeben wurde [und weiterhin Bestand hat]“
Ich finde, dass dieses Zitat in sehr plakativer Weise die Tendenz unserer Zeit zu extremen Positionen in eine pragmatische Verhältnismäßigkeit rückt, und gleichzeitig daran erinnert, den Fokus nicht aus den Augen zu verlieren: Denjenigen, die einer guten alten Zeit nachtrauern, denjenigen, die krampfhaft am „Haben-wir-immer-schon-so-gemacht“ festhalten wollen und denjenigen, die das Deckmäntelchen der „Tradition“ für sich entdeckt haben, um historische Errungenschaften zu untergraben, denen sagt es: Traditionen sind wichtig und gut, mit dem Wissen der Vergangenheit den Blick in die Zukunft zu richten, nicht rückwärts zu gehen und Veränderungen zuzulassen und mitzunehmen.
Denjenigen, die alles, was mit Tradition zu tun hat, ablehnen oder mitleidig als verstaubt und überholt betrachten sowie denjenigen, die vieles unreflektiert übernehmen, nur weil es „neu“ ist, sagt es: Nutze die Tradition und damit verbundenes Wissen und Erfahrung, nutze das vorhandene Feuer und sorge dafür, dass es nicht ausgeht.
Um es kurz und wirtschaftlich zu sagen: Es wäre einfach nicht effizient, sich nicht auf traditionelle Arbeits-, Lebens- und Verhaltensweisen zu besinnen und diese aber auch anzupassen und weiterzuentwickeln, gerade gegenüber den heutigen gesellschaftlichen, wirtschaftlichen, klimatischen, etc. Herausforderungen. Wobei die „Weitergabe des Feuers“ aber definitiv auch ein Verlassen der bequemen Komfortzone verlangt.
Unsere jeweilige Art zu leben ist immer auch ein Spiegelbild unserer Werte, und wieviel hier an „Feuer“ weitergegeben wurde und wird. Werte wie Höflichkeit, Rücksichtnahme und Zuverlässigkeit werden heutzutage manchmal als überbewertete Relikte eben aus „Altvorderenzeiten“ angesehen, erleichtern aber ganz pragmatisch gesehen unser aller Zusammenleben. Und sie haben im besten Sinne nichts mit der Anbetung der Asche zu tun, sondern mit der Weitergabe von etwas, das es wert ist, geschützt zu werden, von etwas, das man schätzt. D.h. es hat mit Wertschätzung zu tun, und das ist doch etwas, was sich jeder Mensch wünscht.
Vielleicht kann diese Metapher dazu anregen, sich wieder einmal zu überlegen, was Traditionen für einen selbst bedeuten, welche einem so wichtig sind, d.h. für welche man so „brennt“, dass man sie weitergeben möchte und auch an wen …
(Für meine Mutter, Jahrgang 1936, die genau vor sechs Jahren verstorben ist und der toleranteste Mensch war, den ich kenne)
Risikohinweis
Die Security BLOGS stellen lediglich die persönliche Meinung des Verfassers im Erstellungszeitpunkt und daher nicht die Meinung des Medieninhabers dar. Eine Haftung für diese Aussagen kann vom Medieninhaber ausdrücklich nicht übernommen werden.
Weitere InformationenWeitere Artikel des Autoren
Sicherheit
faktenbasiert.