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16. Februar 2024
Finanzwelt im Wandel: Institutionelle Investoren treiben den Übergang zu sauberer Energie voran
Während Deutschland die Umsetzung der EU-Richtlinie zur Einhaltung von Sorgfaltspflichten entlang der Lieferkette, um Kinderarbeit und Umweltverschmutzung zu bekämpfen, aufgrund des Widerstands der FDP in Frage stellt und Indien einen Antrag auf Befreiung vom europäischen CO2-Grenzausgleichssystem (CBAM) – auch bekannt als Klimazoll – plant, setzen Vermögensverwalter ihre Klimaneutralitätsziele bereits in die Tat um.
Europas drittgrößter Pensionsfonds, der niederländische PFZW, der die Gelder von rund 3 Millionen Arbeitnehmern verwaltet, hat kürzlich mit einem Aktienverkauf im Gegenwert von über 2,8 Milliarden Euro einen nahezu vollständigen Ausstieg aus der Energie- und Erdölbranche, wie Shell, BP und TotalEnergies, vollzogen, nachdem dem Fonds zufolge die Unternehmen unzureichende Bemühungen und glaubwürdige Pläne für den Übergang zur grünen Energie demonstrieren. Einen ähnlichen Schritt unternahm bereits vor etwa einem halben Jahr die Church of England.
Der holländische Pensionsfonds PFZW, der über ein Vermögen von 238 Milliarden Euro verfügt, veröffentlichte Anfang Februar 2024, dass diese Desinvestitionen das Ergebnis eines zweijährigen Programms zur aktiven Zusammenarbeit mit Öl- und Gasunternehmen darstellen. Teil ihres Programms war die Aufforderung an die Ölkonzerne, Übergangspläne zu erstellen, die die Ziele des Pariser Klimaabkommens zur Begrenzung des globalen Temperaturanstiegs von 1,5°C unterstützen. Gemäß dem Fonds haben die Unternehmen jedoch nicht ausreichende Anstrengungen unternommen, ihre Geschäftsmodelle hinsichtlich des Übergangs von fossilen zu kohlenstofffreien Energiequellen abzuändern. Letztendlich bleiben im Portfolio des Pensionsfonds nur noch sieben Öl- und Gasunternehmen – darunter die österreichische OMV. Die Schattenseite mit dem Abverkauf der Energie- und Erdölaktien ist jedoch, dass sich der PFZW auch aus der Führung der Klimaverhandlungen mit Shell im Namen der Investorengruppe Climate Action 100+ zurückziehen wird. Climate Action 100+ ist eine von Investoren geleitete Initiative, die darauf abzielt, die weltweit größten Treibhausgasemittenten und -unternehmen mit ihrer Finanzkraft zu einem Übergang zu sauberer Energie zu bewegen. Dialog, Engagement und die Ausübung von Stimmrechten bei den Jahreshauptversammlung von Aktiengesellschaften werden weiterhin notwendig sein, um den Übergang zur Erreichung der Ziele des Pariser Klimaabkommens voranzutreiben. Nur wenige Tage nach der Bekanntgabe der Desinvestitionen des holländischen Pensionsfonds begann ein kleiner Hedgefonds in London, Bluebell Capital Partners, aktiv gegen den britischen Energiegiganten BP vorzugehen.
Ob durch passives Desinvestment, wie bei PFZW, oder durch Aktivismus, wie durch den Hedgefonds, die sich ändernden Diskussionen und Anlagestrategien der Investoren zeigen, wie die größten Energieunternehmen der Welt dazu gedrängt werden, ihre Bemühungen zur Reduzierung der Treibhausgasemissionen zu verstärken. Den Startschuss hat 2021 die kleine Aktivistenfirma Engine No. 1 in New York in einem Stellvertreterkampf gegen Exxon Mobil begonnen. Mit der Argumentation, dass der US-Riese keine Pläne für eine Zukunft mit sinkender Ölnachfrage habe und mehr in den Übergang investieren solle, ging er an den Start. Engine No. 1 wurde im Dezember 2020 gegründet und der Name bezieht sich auf die älteste Feuerwache in San Francisco, dem Sitz des Fonds. Mit der Mobilisierung von Stimmrechten und der Unterstützung der Exchange Traded Fund Industrie gewann der Fonds drei Sitze im Vorstand von Exxon und forderte die Aufnahme des neuen Unternehmensziels der CO2-Neutralität. Diese neue Denkweise über die Auswirkungen von Umwelt-, Sozial- und Governance-Faktoren (ESG) auf die langfristige Profitabilität von Unternehmen ist bereits in den Genen der Vermögensverwaltungsindustrie, insbesondere in Europa, verankert. Die Auswirkungen von Umweltbelastungen, von sozialen Ungleichheiten und einer schlechten Unternehmensführung werden in der auf historischen Daten basierten Kapitalmarkttheorie nicht berücksichtigt, dürfen aber für das langfristige Rendite / Risiko – Verhältnis nicht übersehen werden. Klassische Asset Management Ansätze basieren auf der Annahme eines stabilen Klimas und einer stabilen Gesellschaft.
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