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30. Dezember 2025
Navigieren auf Sicht: Jahresausblick 2026
Aufgrund der zunehmenden Unsicherheit und Nervosität an den Märkten ist eine präzise Prognose für das Jahr 2026 kaum möglich. Die Unvorhersehbarkeit und Tragweite geopolitischer Ereignisse, mit denen im nächsten Jahr zweifellos zu rechnen ist, lassen weiterhin auf eine erhöhte Volatilität schließen.
In einem Basisszenario ist von einer milden Rezession in den USA auszugehen, ausgelöst durch neue Handelszölle, eine restriktive Immigrationspolitik und steigende Arbeitslosigkeit. In diesem Umfeld ist mit einer moderaten Lockerung der Geldpolitik durch die Fed zu rechnen, die vermutlich durch die Ernennung eines neuen Vorsitzenden durch die US-Administration flankiert wird. Parallel dazu dürfte die Wirtschaft der Eurozone durch verstärkte fiskalpolitische Impulse an Fahrt gewinnen, während für China ein stabiles bis leicht rückläufiges Wachstum zu erwarten ist, da fiskalische Ausgaben hier durch anhaltenden Gegenwind im Immobiliensektor neutralisiert werden könnten. Schwellenländer, insbesondere in Asien, sind hingegen gut positioniert, um von einem schwächeren US-Dollar und günstigen regionalen Dynamiken zu profitieren. In diesem Szenario würden sich Aktien aus entwickelten Märkten außerhalb der USA, wie etwa der Eurozone, aufgrund ihrer attraktiven Bewertungen vorteilhaft entwickeln. Da die Fortführung des KI-Booms aktuell nicht zielsicher eingeschätzt werden kann und die Bewertungen in diesem Sektor bereits sehr hoch sind, ist hier weiterhin mit Schwankungen zu rechnen; zur Risikovermeidung eignen sich insofern primär Quality-Aktien mit starken Bilanzen. Während europäische Anleihen-Emittenten vom Fiskalstimulus in Europa profitieren könnten, sollten Anleihen in Fremdwährungen aufgrund der zu erwartenden Abwertung des US-Dollars konsequent gegen Wechselkursrisiken abgesichert werden.
Sollten jedoch verschärfte geopolitische Spannungen zu weiteren globalen Konflikten führen und gleichzeitig die Investitionen in Künstliche Intelligenz und Rechenzentren einbrechen, würde dies eine schwere US-Rezession mit weitreichenden globalen Folgen auslösen. In einem solchen globalen „Risk-off“-Umfeld käme es zu einer starken Abwertung am Aktienmarkt, wobei defensive Sektoren wie Basiskonsumgüter und regulierte Versorger relativ am besten abschneiden dürften. Aufgrund einer hartnäckigen Inflation hätte die Fed in diesem Fall nur eingeschränkten Handlungsspielraum. Zum Schutz des Portfolios wären dann Staatsanleihen mit Top-Bonität zu bevorzugen, während es gleichzeitig zu einer weiteren Gold-Rallye kommen könnte.
Käme es hingegen zu einem Ende der Handelskriege und einem fortlaufenden Anstieg der Technologie-Investitionen, würde das globale Wirtschaftswachstum deutlich anziehen und die Aktienkurse weiter antreiben. In diesem optimistischen Umfeld würden insbesondere US-amerikanische und chinesische Tech-Werte sowie Unternehmen aus den Bereichen Energie, Zykliker, Logistik und Rohstoffe profitieren. Folglich würden auch Schwellenländer- und High-Yield-Anleihen überproportional an der positiven Wachstumsdynamik teilhaben.
Insgesamt werden die Kapitalmarkt-Ergebnisse des Jahres 2026 wieder stark vom Verlauf der US-Wirtschaft und der Geopolitik geprägt sein. Aktuell gibt es viele bekannte Unsicherheiten und Ungewissheiten (Known-Unknowns), auf welche man sich im gewissen Maße vorbereiten und einstellen kann und dementsprechend am Markt schon antizipiert wird. Anders verhält es sich mit den unbekannten Risiken (Unknown-Unknowns). Diese sind naturgemäß aktuell, weder im Umfang noch der Tragweite, prognostizierbar und haben dementsprechend den größten direkten Einfluss am Kapitalmarkt. Vor diesem Hintergrund ist es entscheidend, das persönliche Portfolio präzise auf die eigene Risikobereitschaft sowie Risikotragfähigkeit anzupassen und Sicherungsmaßnahmen bereits im Vorfeld auf ihre Wirksamkeit und die individuellen Ertragsziele abzustimmen.
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