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21. Oktober 2025
News Coins – das Geschäft mit der Information
Am vergangenen Freitag war es wieder so weit: Der europäische Feierabend war in Reichweite, als plötzlich US-Präsident Donald Trump seine Vorstellung von chinesischen Zöllen über den Nachrichtendienst X kundtat. Auslöser dieser Meldung, die bis zum Börsenschluss weltweit Unternehmenswerte in Milliardenhöhe pulverisierte, war ein eskalierender Handelsstreit über Exportkontrollen von seltenen Erden. Vor diesem Hintergrund stellt sich die Frage, welchen finanziellen Nutzen man aus Informationen unterschiedlicher Nachrichten- und Informationsquellen ziehen kann.
Im gegenwärtigen Marktumfeld werden Informationen von Marktteilnehmern aufgrund der globalen Verflechtungen und der Schnelligkeit der internationalen Datenströme quasi in Echtzeit verarbeitet. Das gilt sowohl für große makropolitische Maßnahmen wie jene, die der US-Präsident in jüngster Vergangenheit verkündet hat, als auch für Newsfeeds über einzelne Börsenunternehmen.
Die Bereitstellung von Nachrichten führt unmittelbar zu einer Marktreaktion. Um sich ein umfassendes Bild von einer Aktie oder einem Sektor zu machen, bedient man sich entweder am Research-Angebot eines Analystenhauses oder greift Marktdaten ab, um diese z. B. in einem Faktorenmodell standardisiert miteinander zu vergleichen.
Neben der Bilanzkraft und der Bewertungsattraktivität eines Unternehmens werden in solchen Modellen auch das Kursverhalten und die Schwankungsintensität identifiziert und bilden die Grundlage für fundierte Investitionsentscheidungen. Um das aktuelle Mengengerüst aufgrund der Vielzahl an Nachrichten einer Aktie verarbeiten zu können und die Aktualität für die Investmentauswahl zu erhöhen, kann die „Newsiness“ einer Aktie erhoben werden.
Das Thema stammt aus dem Bereich Behavioral Finance und bietet dem Investor ein Indiz für mediale Sichtbarkeit eines Unternehmens. In Kombination mit Kurs- und Handelsvolumendaten zeigt der Indikator, wie stark der Informationsfluss bereits im Aktienkurs eingepreist ist. Daraus lassen sich wiederum marktpsychologische Effekte ableiten. Je nach Ausprägung werden „laute“ oder „leise“ Aktien identifiziert – ein Spiegel des aktuellen Sentiments und der jeweiligen Informationslage.
Ein Score von < 1 signalisiert eine unterdurchschnittliche Medienaktivität und somit wenig Kursdynamik, wohingegen Aktien mit einem Newsiness-Score von > 1 als „laute“ Aktien mit dementsprechend vielen Nachrichtenmeldungen und einem bewegten Kursbild bezeichnet werden. Aktien mit einem Score von > 2 werden sogar als „hot stocks“ hervorgehoben und liefern Anlass, die Situation auf mögliche Spekulation und Übertreibung zu untersuchen.
Das beschriebene Zusammenspiel aus medialer Präsenz und Marktbewegung lässt sich als Ergänzung zum Momentumfaktor integrieren und fängt somit das aktuelle Stimmungsbild ein, das sich womöglich in einen zukünftigen Momentumdrift verfestigt. Auch wenn es sich bei der Newsiness nicht um eine offizielle und etablierte Finanzkennzahl wie z. B. das Kurs-Gewinn-, Kurs-Buch-Verhältnis oder das Beta handelt, liefert sie dennoch einen wertvollen Hinweis auf die öffentliche Aufmerksamkeit und die Marktstimmung zu einem bestimmten Zeitpunkt.
Und wer weiß – vielleicht ist der nächste große Börsentrend ja nur einen News-Tweet entfernt.
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