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06. Mai 2024
Wachstumsschub: USA erreicht höchsten BIP-Anteil seit beinahe zwei Jahrzehnten
Die aktuellen Prognosen des Internationalen Währungsfonds (IWF), World Economic Outlook, April 2024 zeigen, dass die USA ihren Anteil am globalen Bruttoinlandsprodukt (BIP) mit über 26 % auf den höchsten Wert seit fast zwei Jahrzehnten steigern konnte. Im Gegensatz dazu ist der Anteil Europas und Japans am weltweiten BIP gesunken, während Chinas Anteil nur leicht zurückgegangen ist. Indien hat Großbritannien als fünftgrößte Wirtschaftsmacht überholt und dürfte laut IWF-Prognosen in den nächsten drei Jahren sowohl Japan als auch Deutschland überholen, um sich hinter den USA und China einzufinden.
Die USA bleiben somit trotz der Herausforderungen durch Handelskriege und steigende Inflationsraten wirtschaftlich führend. Diese positive Entwicklung für die USA ist auf mehrere Faktoren zurückzuführen: kontinuierliche Innovationen, Produktivitätssteigerungen und günstige Handelsbedingungen, insbesondere im Export von Erdgas. Zudem wird das amerikanische Wachstum derzeit durch die steigende Nachfrage nach Rüstungssystemen und künstlicher Intelligenzinfrastruktur vorangetrieben. Die anhaltende Innovationskraft und der erfolgreichen Einführung neuer Technologien zeigt sich in der Wertsteigerung großer Technologieaktien.
Allerdings darf nicht außer Acht gelassen werden, dass auch die Staatsverschuldung der USA – derzeit bei 120 % relativ zum BIP – kräftig steigt. Die jüngsten auf Pump finanzierten US-Konjunkturimpulse könnten langfristig zu wirtschaftlich problematischen Ungleichgewichten führen. Langfristig erhöhen Defizite die zukünftigen Zinsrechnungen und verdrängen private Investitionen. Bei der Überwachung der Wirtschaftslage und der Steuerung der Zinsen spielt die amerikanische Notenbank, US Federal Reserve (FED), eine wichtige Rolle.
Die hohe Staatsverschuldung ist ein bedenklicher Aspekt des US-Wachstums. Maßnahmen wie die Steuersenkungen unter Präsident Trump im Jahr 2018, die Covid-19-Hilfspakete im Jahr 2020 und das Konjunkturprogramm von Präsident Biden im Jahr 2021 haben die Defizite weiter erhöht.
Die aktuelle Politik zur Stimulierung der Wirtschaft, einschließlich der Tilgung von Studentenschulden und groß angelegten Investitionen in verschiedene Bereiche, erhöht vorerst einmal die US-Staatsausgaben weiter. Diese Konjunkturimpulse sind allerdings hinderlich bei der Erreichung des angestrebten Inflationsziel der Federal Reserve. Die damit verbundenen höheren Anleiherenditen könnten langfristige Auswirkungen auf die Wirtschaft haben und die Fed daran hindern, die Zinssätze zu senken.
Insgesamt zeigt diese Entwicklung, dass die USA trotz derzeitiger positiver Aspekte auch mit erheblichen wirtschaftlichen Herausforderungen konfrontiert sind. Die Kombination aus restriktiver Geldpolitik und expansiver Fiskalpolitik zieht aus dem Ausland Investitionen an und stärkt damit den Dollar. Dies hat in der Vergangenheit häufig zu Finanzkrisen in Schwellenländern geführt, da ihre Währungen abgewertet wurden, Regierungen zahlungsunfähig wurden und Banken zusammenbrachen.
Obwohl der Dollar in diesem Jahr tatsächlich gestiegen ist, hat dies die Schwellenmärkte, die im Allgemeinen besser dastehen als früher, nicht geschadet. Im Gegenteil, die Schwellenländer befinden sich derzeit im Aufwind. Sowohl Brasilien als auch Mexiko haben sich in den letzten beiden Jahren um jeweils zwei Positionen im globalen BIP-Ranking verbessert. Ein Restrisiko besteht aber weiterhin. Als Reaktion auf eine schwache Währung gegenüber dem USD musste beispielsweise die indonesische Zentralbank im April 2024 die Zinsen um 0,25 Prozentpunkte erhöhen, um der drohenden Kapitalflucht aus dem ASEAN Tiger Staat entgegenzuwirken. Ein starker Dollar könnte die Weltwirtschaft jedoch auf andere Weise destabilisieren, insbesondere durch Protektionismus. In der Vergangenheit haben überbewertete US-Dollar zu Handelsdefiziten in den USA wie im Jahr 1971 geführt. Im Jahr 1971 führten hohe Inflation und Staatsdefizite in den USA zu einem überbewerteten Dollar und Handelsdefiziten, was zu Handelsmaßnahmen gegen Japan und Europa führte.
Die makroökonomische Lösung wäre, dass die USA weniger konjunkturelle Anreize setzen und China hingegen mehr tut, um seine Wirtschaft anzukurbeln. Im Gegensatz zu früheren Zeiten fühlt sich China nicht verpflichtet, seine Währung aufzuwerten, um die USA zu besänftigen. Die Folge wird voraussichtlich ein stärkerer protektionistischer Druck sein. Der wachsende chinesische Einfluss auf dem Weltmarkt ist für den Westen ohnedies schon besorgniserregend. Deshalb streben die USA eine Stärkung der amerikanischen Produktion an, während sie gleichzeitig chinesische Exporte überwacht.
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