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24. November 2023

Warum man nicht jedem Trend blindlings folgen sollte

Mit Ende des Jahres 2020 blickten viele Finanzmarktteilnehmer gespannt und nervös auf ein bestimmtes Online-Forum, nämlich das Reddit-Subreddit WallStreetBets. In dieser Community treffen sich Privatinvestoren, um ihre Finanzstrategien, Investitionstipps aber auch humorige Memes zu teilen. Die Grundphilosophie von WallStreetBets ist simpel: Den „kleinen Leuten“ eine Stimme zu verleihen und ihnen die Werkzeuge an die Hand zu geben, um gegen die „großen Fische“ der Wall Street anzutreten. Ob es sich dabei wirklich um aktivistische Investoren handelt oder um einen Zocker-Mob, wage ich an dieser Stelle nicht zu beurteilen.

Obwohl bereits 2012 gegründet, machte die WallStreetBets-Community erst im Jahr 2020 so richtig von sich reden. Angetrieben von vielen Menschen die pandemiebedingt seit Monaten gelangweilt zu Hause saßen, löste die Community mit Hilfe ihrer kollektiven Macht massive Kursschwankungen bei einzelnen Aktien aus. Das bekannteste Beispiel ist wohl die Achterbahnfahrt der GameStop-Aktie. Durch den Kauf von GameStop-Aktien trieben die Mitglieder von WallStreetBets deren Preis um mehrere tausend Prozent in die Höhe und verursachten so massive Verluste für Hedgefonds, die auf einen Preisverfall der Aktie gewettet hatten und sich nun mit einem Short Squeeze konfrontiert sahen (siehe Abbildung 1).

Short Squeeze

Doch die GameStop-Aktie war nicht die einzige Aktie, die in den Fokus der Mitglieder von WallStreetBets geraten sind. Drei weitere mehr oder weniger bekannte Beispiele sind die Anteilsscheine von Blackberry, Bed Bath & Beyond und AMC Entertainment Holdings. Doch was passierte in weiterer Folge mit den von der Community in die Höhe getriebenen Aktien?

Relativer Vergleich BlackBerry

Wie der Abbildung 2 zu entnehmen ist, wurden durch das kollektive und konzentrierte Vorgehen der Community die Kurse der betreffenden Aktien (welche meist zu Beginn eine tendenziell niedrige Marktkapitalisierung aufwiesen) massiv in die Höhe getrieben. Kursanstiege von mehreren hundert Prozent waren keine Seltenheit. Da die Unternehmen dahinter in der Regel aber keine ausreichende Substanz hatten und es fundamental keine Gründe für einen derartigen Kursanstieg gab, wurden aus den satten Gewinnen relativ schnell wieder horrende Verluste. Sieht man sich im Vergleich dazu die Performance des breiten amerikanischen Aktienindex S&P 500 an, erscheint dessen Entwicklung dahingehend fast ein wenig langweilig, jedoch am Ende des Tages wesentlich konstanter und auch gewinnbringender.

Obwohl es in letzter Zeit ein wenig ruhig um die WallStreetBets-Community geworden ist, zählt die Szene noch immer stolze 14 Millionen Mitglieder. Inwieweit sich die Geschichte wiederholen wird und wir in naher Zukunft neue Achterbahnfahrten einzelner Aktien erleben werden, kann ich nicht prognostizieren. Eines scheint jedoch fix: Blind der Herde zu folgen, kann (und wird) am Ende des Tages sehr schmerzhaft enden.

Kundenbetreuung und Strategische Produktentwicklung
Daniel Kupfner

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