01. Dezember 2023

Was du heute kannst besorgen, bezahle lieber doch erst morgen …

Im Verlauf eines Jahres stehen so einige Feiertage im Kalender, die uns auf unter­schiedlichste Weise prägen. Sei es der eigene Geburtstag, der Hochzeitstag oder ein staatlicher Feiertag für einen Kurzurlaub mit der Familie. Für den Einzel­handel ist keine Phase im Jahr so beeinflus­send, wie die letzten Wochen des Jahres. Mit Thanksgiving erfolgt im Handel der Startschuss für eine weltweite Rabatt­schlacht, welche mit den Bezeichnungen „Black Friday“ und „Cyber Monday“ zu den umsatzstärksten Tagen zählen. Ein Trend der ausgehend von Amerika weltweit an Beliebtheit gewonnen hat.

Laut Adobe Analytics wurden in Amerika heuer vom 1. bis zum 27. November 109,3 Mrd. USD Einnahmen erzielt, wohin gegen allein am Black Friday und Cyber Monday davon 20,31 % erwirtschaftet wurden. Neben Spielsachen und Elektronik, standen auch Haushaltsgeräte und Kosmetik, weit oben auf der Beliebtheits­skala. Ein Geschäftsbereich, der sich durch den Onlinehandel entwickeln konnte und durch den Anstieg der Inflation weiter an Zustimmung gefunden hat, versteckt sich hinter den 4 Buchstaben „BNPL“. Das Buy-Now-Pay-Later Geschäfts­model, zählt momentan zu den am stärksten wachsenden E-Commerce Trends. Durch den Service wird der Kauf eines Wirtschafts­gutes und der dafür notwendige Geldfluss per Klick in kleinere Tranchen geteilt und in die Zukunft gelegt. Viele Verbraucher sehen das Angebot als Alternative zur Kreditkarte bzw. zu einem Konsum­kredit. Durch die Möglichkeit die Bezahlung in kleine Cash­flows zu stückeln, steht einer sofortigen Konsum­befriedi­gung nichts im Wege. Weltweit wurden mit Ende 2022 bereits ca. 360 Mio. BNPL-User registriert und für die nächsten 5 Jahre wird mit einer Ver­drei­fachung der Accounts gerechnet. Wenn man den Forecast Glauben schenken darf, soll sich der Markt­wert von 87,2 Mrd. USD vom Jahr 2020 in den nächsten 10 Jahren auf beein­druckende 3,27 Bio. USD auswachsen. Unternehmen die Buy-Now-Pay-Later Services anbieten, zählen zweifelsohne zu den Fintechs und wer glaubt ein US-Konzern zählt zur Sperrspitze, der irrt. Ein schwedisches Unter­nehmen imponiert die Branche mit 147 Mio. aktiven Nutzern. Dieser Umstand lässt sich auch an der Dominanz des Markt­anteils ablesen. Schweden ist bei den in­ländischen BNPL-Zahlungen im elektronischen Handel federführend. Mit einem Anteil von über 23 % liegt das Land im inter­nationalen Vergleich an erster Stelle, gefolgt von Deutschland und Norwegen mit 19 % und 15 % Marktanteil. Vor allem Unter­nehmen im Einzel­handel bieten den Service in Onlineshops an. Laut Untersuchung einer US-amerikanischen Forschungs­agentur zeigen Unternehmen im Gesund­heits­wesen eine optimistische Haltung gegenüber der bevorzugten Zahlungsmethode. Aufgrund der steigenden Behand­lungs­kosten ist BNPL eine gangbare Möglichkeit den Kosten­faktor über eine längere Zeit zu strecken. Aus demografischer Sicht, wird der Service vorwiegend von der Generation Z genutzt, wobei auch bei den Millennials, Generation X und Baby Boomers die Methode Anklang findet. Neben den un­komplizierten Umgang durch in­novative und intuitive Apps, die Klarheit über die Zins- und Gebühren­belastungen sowie die Möglichkeit zur eigenen Über­wachung der Ausgaben und die Bequem­lichkeit des Services, greifen immer mehr Kunden zu dieser Bezahl­methode zurück. Durch die Fintech­branche erhält diese Bezahl­methode einen modernen Touch, ist sie jedoch nicht. Bereits 1840 erkannte Isaac Merrit Singer, der Erfinder der Singer Näh­maschine, dass der Raten­zahlungs­kauf eine interessante Marketing­idee ist. Er begann damit seine Näh­maschinen für 1 Dollar pro Woche anzubieten.

Im Angesicht der aktuellen wirtschaftlichen Lage mit gestiegenen Inflations­zahlen und erhöhten Zins­belastungen, ist dieser Service eine durchaus legitime Möglich­keit, das Konsum­verhalten aufrecht zu halten, wenngleich die Schattenseiten des Bezahl­verfahrens auf der Hand liegen. Durch eine flüchtige Kredit­prüfung und die Einfachheit in der Umsetzung wächst die Gefahr des „Kreditstapelns“ und lässt so den Konsumenten den Überblick verlieren. Ein Teufels­kreis wird in Gang gesetzt und der Vorteil der teils kosten­losen Bezahl­flexibilität wird durch hohe Gebühren bei Versäumnis zu Nichte gemacht.

Philipp Ebner
Aktienfondsmanagement
Philipp Ebner

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