Blog / Nachhaltigkeit

29. September 2023

ESG-Integration und der Impact auf Anleihen-Port­folios

Mit stetig wachsendem Umwelt-Bewusstsein und der immer präsenter werdenden The­matik der sozialen Unternehmens­führung wächst auch die Nach­frage nach nachhaltigen Finanz­produkten, welche diese Werte durch unterschiedliche Indi­katoren integrieren. Ein weit verbreiteter Indi­kator sind die von nam­haften Rating­agenturen bereit­gestellten Environ­mental, Social and Governance Scores, kurz ESG-Scores, welche auf die Quanti­fizierung von nachhaltigem und sozialem Engagement von Unternehmen abzielen. Um das Portfolio-Exposure zu nach­haltigen Unternehmen zu erhöhen können ESG-Scores als Ausschluss­faktoren oder als Optimierungsgröße in der Wertpapier­selektion verwendet werden.

Das Paris Agreement aus dem Jahre 2015 (in Kraft getreten 2016) welches das lang­fristige Ziel einer Begrenzung der Durchschnittstemperatur auf deutlich unter 2°C über dem vor­industriellen Niveau, sowie einen maxi­malen Anstieg von weniger als 1.5°C anstrebt, führte zu einer weiteren Möglichkeit der Integration von Nachhaltigkeits­kriterien in Investmentfonds. Um das Ziel des Paris Agree­ment zu erreichen, müssen die klimaschädlichen Emis­sionen um über 50 % bis zum Jahr 2030 reduziert werden. Sogenannte Paris-Aligned Indizes und Port­folios versuchen durch ihre Wert­papier­selektion den CO2 Ausstoß, gemessen in Tonnen oder Tonnen CO2 Äquivalent (tCO2e), ihres Index oder Port­folios auf ein Maß zu reduzieren welches dem Richtwert zur Erderwärmung von unter 2°C entspricht.

Um die Auswirkungen der Integration von Nachhaltig­keitskriterien durch ESG-Scores und Paris-Alignment in Anleihen-Portfolios hinsichtlich Performance-Veränderung und Risiko­kenn­zahlen zu analysieren, werden in diesem Artikel die ICE Sustainability Indices für den globalen, europäischen und amerikanischen Markt herangezogen. Als Vergleichsgröße werden die nicht nachhaltig ausgerichteten Parent Indizes, welche das Aus­gangs­universum der Sustainabilitly Indices definieren, verwendet.

Als Messgröße von ESG-Integration wird der für den jeweiligen Markt passende ICE Corporate ESG Best-in-Class Index verwendet. Diese schließen Unter­nehmen mit Beteiligung im Bereich kontroverser Waffen sowie aufgrund unattraktiver ESG-Scores aus dem Parent-Index aus. Die verbleibenden Anleihen werden dahingehend angepasst um die Allokation in Rating- und Sektorengruppen des Parent-Index zu matchen um dasselbe Durch­schnitts­rating und eine ähnliche Sektorenverteilung sicher zu stellen. Während der ICE BofA Global Corporate Index per Ende August dieses Jahres insgesamt 18.291 beinhaltet, fällt der ICE Global Corporate ESG Best-in-Class Index durch seine Ausschlusskriterien und die ESG-Optimierung auf 14.450 Anleihen. Somit bleibt trotz ESG-Aus­schlüssen ein breit diversifizierter Markt zur Port­folio­erstellung zur Verfügung. Der dadurch ent­stehende Effekt auf die modifizierte Duration des Index, eine Messgröße des Zinsrisikos, sowie die durchschnittliche Yield-to-Worst (YTW) fällt mit 6.01 zu 5.86 beziehungsweise 5.29 % zu 5.21 % gering aus. Für den europäischen sowie dem amerikanischen Markt zeichnet sich dasselbe Bild ab. Das Zinsrisiko, die Diversifikations-Möglichkeiten als auch die durchschnittliche Yield bleiben bei der Integration von ESG-Kriterien durch ESG-Scores nahezu unverändert gegenüber dem breiten Marktindex. Betrachtet man den Unterschied in der kumulierten Rendite der Indizes, abgebildet in der Grafik unten, konnten ESG-Indizes eine leichte Überrendite zwischen 0.1 und 0.6 Prozent über den Zeitraum Jänner 2017 bis einschließlich August 2023 erzielen.

Durch den Ausschluss aufgrund von ESG-Kriterien erhöht sich der ESG-Score, gemessen an den ISS ESG-Scores, der Indizes am globalen sowie amerikanischen Markt leicht an, während der Unterschied am europäischen Markt geringer ausfällt.

Ein ähnliches Bild zeichnet sich für die ICE Paris-Aligned Indizes gegenüber deren Parent-Index ab. Diese ist verfügbar seit Jänner 2022, setzen eine CO2 Reduktion von mindestens 50 % gegenüber dem jeweiligen Parent-Index um, sowie versuchen das Nullemissions-Ziel bis 2050 zu erreichen. Zusätzlich werden Unternehmen aufgrund von ESG-Kriterien und der Exklusion von fossilen Brennstoffen aus dem Universum ausgeschlossen. Dadurch verringert sich auch hier die Diversifikation gegenüber dem Parent mit 11.119 Titel im Global Corporate Paris-Aligned Index gegenüber 18.291 des Parents. Der Unterschied in der modifizierten Duration gegenüber dem Parent-Index ist hierbei mit 0,3 am globalen, 0,17 am amerikanischen und 0,03 am europäischen Markt etwas größer als bei den ESG Best-in-Class Indizes. Dieser Unterschied in der Duration erklärt dabei teilweise auch die Outperformance der Paris-Aligned Indizes in der Abbildung unten.

Gegenüberstellung ICE Paris-Aligned Indizes zu Parent-Index

Während mit der Integration von ESG-Scores der tCO2e Wert des Portfolios nur im geringen Maß verringert wird, werden die Scope1 and 2 Emissionen der Paris-Aligned Portfolio um bis zu 68 % gegenüber deren Parent-Index reduziert. Scope 1 Emissionen stellen hierbei die direkten Emissionen durch eigene Aktivitäten des Unternehmens, wie Verbrennung von fossilen Brennstoffen oder Kraftstoffverbrauch dar. Indirekte Emissionen, welche durch den Stromverbrauch und dessen Erzeugung entstehen, werden als Scope 2 Emissionen klassifiziert.

Zusammengefasst lässt sich feststellen, dass eine Integration von Nachhaltigkeitskriterien durch Paris-Alignment oder ESG-Scores keine negativen Auswirkungen auf die Performance beziehungsweise Risikokennzahlen von Anleihen-Portfolios nach sich zieht. So zeigen alle ICE Sustainability Indices sogar eine leichte Outperformance gegenüber ihrem Parent-Index und reduzieren zusätzlich gleichzeitig den gewichteten Ausstoß klimaschädlicher Emissionen des Portfolios um über 50 %, sowie erzielen einen besseren ESG-Score des Gesamtportfolios.

Lukas Obersteiner
Anleihenfondsmanagement
Lukas Obersteiner

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