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07. Dezember 2023

Groß wird immer größer!

Dass sich die Kapitalmärkte in diesem Jahr bisweilen von der freundlicheren Seite zeigten, ist für viele von uns auf alle Fälle erleichternd. Die Rückkehr zu einem positiven Zins­umfeld wird begleitet von steigenden Aktien­kursen. Nicht überall und in jedem Segment, aber die bekannten Aktien­indizes tragen weitestgehend positive Vorzeichen vor ihren Performance­zahlen. Diesen Rahmen­bedingungen entsprechend haben sich auch die meisten Aktien­fonds und Aktienportfolios seit Jahres­beginn positiv entwickelt.

Man mag gar meinen, es sei ein leichtes Spiel, in diesem freundlichen Umfeld mit Aktien zu verdienen. Wie in kaum einem anderen Jahr zuvor war die Titel­selektion der entscheidende Faktor für Erfolg oder auch Misserfolg. Rund ein Dutzend Titel-Schwergewichte zogen die Indexkurse – daneben auch sehr viele Gesel­lschaften, deren Kurse sich kaum bewegten oder gar sanken. Jeder kennt sie, die Gorillas der Börse – ja, und jeder erfreut sich dieser im Veranlagungs­portfolio. Insbesondere befeuert vom KI-Fieber, entwickelten sich die Kurse dieser US Big-Tech Giganten in diesem Jahr in der Tat phänomenal. Parallel dazu sieht es vergleichbar ruhig und träge, ja beinahe ent­täuschend aus.

Es sind Unternehmen mit außergewöhnlichen Geschäfts­modellen, die in der Lage waren/sind auch abzuliefern. Bisweilen ist dies sehr gut geglückt – Investoren rund um den Globus bezahlen immer höhere Preise für ihren Anteil an Unter­nehmen wie diesen. Immer schneller – immer weiter, nichts hält sie am Boden. Allein in diesem Jahr stieg der Kurs der größten 10 Unter­nehmen im globalen Index im Mittel bereits um rd. 77 %. Es sind Aktien/Gesellschaften/Kursanstiege wie diese, die nahezu den gesamten Kurs­anstieg des breiten Aktien­marktes in diesem Jahr erklären – die restlichen, ja weit über 1000 Gesellschaften im Welt­aktienindex lieferten in Summe kaum einen Beitrag zur Index­entwicklung. Investierende haben dies erkannt und kaufen immer stärker das Dutzend der großen Tech-Werte.

Gewichtungskonzentrationen nehmen zu und Bewertungs­divergenzen vergrößern sich (Abbildung 1). Für Kapitalmärkte ist eine solche Entwicklung nicht ungewöhnlich. Sie zeigt allerdings, dass ein Kurs­aufschwung auf wenigen Säulen steht, was an sich typisch ist für ein spätes Stadium im Kurszyklus. Ähnliche Konzentrationen wurden zu Ende der 1990er-Jahre, oder auch zum Beginn der 1970er-Jahre beobachtet.

Noch funktioniert der Kreislauf – wie lange weiß niemand. Gut möglich, dass auch die zurückgebliebenen Nebenwerte aufholen und das erhoffte Gleichgewicht wieder herstellen. Was vorerst bleibt, sind Bewertungen einiger Markt­segmente wie wir sie zuletzt zum Ende der 1990er-Jahre erlebt haben. Ja, Technologie- und einige Konsumgüteraktien erfahren seit Jahren eine wahre Kursstärke – insbesondere die hoch­kapitalisierten Segmente (Abbildung 2).

Eine elegante Möglichkeit Konzentrationsrisiken zu entschärfen, ist die gleichgewichtete Titel­ausrichtung im Veranlagungs­portfolio. Im Zuge des Aufschaukelns von Konzen­trationen ist diese Methodik, der der Kapital­gewichtung unterlegen, so auch in den letzten Jahren. „Jeder Ansatz hat seine Zeit“ – dieser Börsen­weisheit kann ich sehr viel abgewinnen. Angesichts der beschriebenen Situation bin ich froh darüber, dass wir auch gleich­gewichtet ausgerichtete Aktienfonds in unserer Produkt­palette führen.

Die aktuelle Entwicklung zeigt, dass das allgemeine Stimmungs­pendel an den Kapital­märkten nun wieder in die Gegen­richtung ausschlägt. Der dominante Börse-Pessimismus vor nicht allzu langer Zeit, gekennzeichnet durch geringe Investitions­quote und beispiellose Leer­verkäufe der Hedge-Fonds Industrie, wird sukzessive von einer ähnlichen Ent­wicklung abgelöst, diesmal in die Gegenrichtung. Die Aktienquoten der Investoren sind noch nicht zur Gänze befüllt, insofern wäre durchaus noch Potenzial für eine freundliche Weihnachts­zeit an den Börsen vorhanden.

Alfred Kober
Vorstand, CIO, Leitung Aktienfondsmanagement
Alfred Kober

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