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10. Juni 2025

The Art of the Deal

Die Kunst des Verhandelns ist nicht nur sinngemäß der Titel des ersten Buches von Donald Trump (und auch logischerweise sein persönlich zweitliebstes Werk nach der Bibel), sondern eignet sich auch als Metapher für unsere Gegenwart: eine Zeit, in der Verhandeln zur Überlebenskunst geworden ist – zwischen Chaos, Politik und Märkten.

Es existiert eine Flut an Analysen zur erratischen Politik Trumps – eine Politik, die so zufällig erscheint, dass man ihr rückwirkend eine Strategie andichten möchte. Doch der Rückspiegel ist oft ein schlechter Ratgeber. Besonders für jene, die sich einbilden, sie könnten aus Chaos Struktur destillieren. Wer die Realität nüchtern betrachtet, erkennt: Es gibt keine verborgene Strategie, keinen Masterplan. Vieles ist Lärm – pure Volatilität in Menschengestalt die wie eine Flutwelle auf die globalen Finanzmärkte überschwappt.

Wer inmitten aktueller geopolitischer Turbulenzen versucht, eine konsistente Verbindung zum Verhalten der Aktienmärkte mit der jetzigen Weltsituation herzustellen, begibt sich auf gefährliches Glatteis. Es ist erstaunlich, mit welchem Eifer Beobachter im Nachhinein Kausalgeschichten konstruieren, als wäre der Finanzmarkt ein Roman mit linearem Plot. Die gegenwärtig hohen Bewertungen an den Aktienmärkten stehen in einem auffälligen Spannungsverhältnis zu den aktuellen realwirtschaftlichen und geopolitischen Rahmenbedingungen. Eine nüchterne Analyse legt nahe, dass hier weniger eine Abbildung realer Entwicklungen stattfindet als vielmehr ein Ausdruck von Liquiditätssuche, Erwartungshaltung und einer gewissen Abkopplung der Finanzmärkte von fundamentalen Gegebenheiten.

Was bleibt, ist Volatilität. Und diese manifestiert sich nicht nur in Tweets und Pressekonferenzen, sondern auch in den Finanzmärkten. Als Anleger stellt sich weniger die Frage nach der politischen Meinung, sondern vielmehr: Wie kann man mit Unsicherheit umgehen, wenn sie zur Struktur selbst wird?

In einer Welt mit sinkender Vorhersehbarkeit steigt der Wert der mikroökonomischen Klugheit und Voraussicht. Die Märkte kümmern sich leider nicht um Gerechtigkeit, allerdings belohnen sie Vorbereitung.

Ob es Teil eines übergeordneten Plans war oder schlicht ein Nebenprodukt einer Serie unverantwortlicher Entscheidungen – der Vertrauensverlust in den US-Dollar und dessen schleichende Ablösung als globale Leitwährung zählen zu den folgenreichsten Resultaten von Trumps ökonomischem und geopolitischem Agieren. Kapital, das früher instinktiv in die USA floss, beginnt sich neu zu orientieren. Der daraus resultierende, über 10%ige Wertverlust des US-Dollars gegenüber dem Euro ist kein zufälliger Nebeneffekt, sondern ein Symptom systemischer Erschütterung.

Investoren, die sich in den letzten Jahren auf einen starken Dollar verlassen – und damit auf einen unsichtbaren Hebel für US-Aktienrenditen gesetzt haben, wurden brutal daran erinnert: Währungen sind keine Konstanten, sondern schwankende Größen, die sich jeder seriösen Modellierung entziehen. Als Euro-Investor der auf Stabilität bedacht ist und Anleihen als „sichere Häfen“ betrachtet, sollte sich mit dem Gedanken vertraut machen, dass Sicherheit in Fremdwährung nur eine Illusion ist – es sei denn, sie wird aktiv abgesichert. Der Frankenschock 2015 und der damalige plötzliche Bruch mit langgeglaubten Konventionen scheint zu schnell vergessen worden sein.

Zur Illustration: Das Downgrade der USA durch Moody’s am 16. Mai führte bei zehnjährigen US-Staatsanleihen zu einem Kursverlust von etwa 0,5 %. Wer diese Anleihen ohne Währungsabsicherung hielt, verbuchte real einen Verlust von über 10 % seit Jahresbeginn. Und das in einem Instrument, das gemeinhin als risikolos gilt. Die Kosten für eine Absicherung des US-Dollars (aktuell rund 2,5 - 3,0 % p.a.) erscheinen im Vergleich wie eine Prämie für einen Risikotransfer, der notwendig ist um ein stabiles, risikoarmes Portfolio darstellen zu können. In einem Marktumfeld, das zunehmend von Volatilität und Überraschungen geprägt ist, ist das Währungsrisiko kein Randthema – es ist bei hoher Gewichtung ein versteckter Sprengsatz. Wer somit auf der Suche nach einem konservativen Portfolio mit limitiertem Verlustrisiko ist, sollte der Währungskomponente nicht nur Aufmerksamkeit schenken – sondern als systematisches Risiko behandeln und bestmöglich neutralisieren.

Dasselbe Prinzip gilt für die Allokation von Aktien: Wer sich in volatilen Märkten von Emotionen leiten lässt – ob in Euphorie oder Panik –, spielt mit Wahrscheinlichkeiten, die er in den seltensten Fällen weder kennt noch beherrscht. Das Ziel ist nicht, auf jede Marktbewegung zu reagieren, sondern ein Portfolio zu konstruieren, das nicht auf Prognosen, sondern auf Robustheit basiert. Treue zur eigenen Strategie ist der beste Schutzmechanismus in volatilen Phasen keine Entscheidungen zu treffen, die im Nachgang bereut werden – auch wenn hier die Versuchung oft am größten ist und die eigene Disziplin getestet wird.

Doch Disziplin heißt nicht Passivität. Im Gegenteil: Gerade in Zeiten erhöhter Volatilität offenbaren sich Möglichkeiten, die im Zustand scheinbarer Stabilität verborgen bleiben. Mit dem Einsatz von Rationalität und Finanzmathematik lassen sich hier durchaus einige interessante Investmentmöglichkeiten abbilden. Gerade in diesen Zeiten, entspricht die Bepreisung von Kauf-/ oder Verkaufsoptionen nicht der realen makro-ökonomischen Welt. So gab und gibt es die Konstellation, dass der Einsatz von derivativen Optionen auf den europäischen Aktienmarkt vorteilhafter ist als der physische Einsatz von Aktien.

Auch hier gilt die Devise, keine kurzfristigen Wetten einzugehen, sondern rational die Möglichkeiten zu analysieren und bestmögliche Entscheidungen zu treffen. Die Kunst des Deals hier ist nicht nach Gutdünken Quoten zu ändern, sondern ein Portfolio zu konstruieren, das in allen Marktszenarien besteht. Nachhaltigen Mehrwert generiert man, wenn man es schafft ein Portfolio zu konstruieren welches ein asymmetrisches Profil aufweist – eine Struktur, welche in Abwärtsphasen vor starken Verlusten schützt und in Aufwärtsphasen effizient partizipiert. Unser Anspruch und ein Prinzip, das wir konsequent in der Entwicklung und Umsetzung täglich verfolgen.

Eine weitere zentrale Herausforderung, die sich Investoren aktuell gegenübersehen, liegt im Bereich der Zinsmärkte. Während der kurzfristige Kurs der Zentralbanken in gewisser Weise absehbar erscheint, zeigt sich auf mittlere und lange Sicht eine zunehmende Divergenz zwischen den Annahmen der traditionellen Volkswirtschaftslehre und den tatsächlichen Rahmenbedingungen der globalen Makroökonomie.

Für die Eurozone werden aktuell reale Wachstumsraten von lediglich 1,2 % bis 1,3 % prognostiziert. Dem gegenüber stehen deutlich höhere kurzfristige Zinsen, welche über 2% liegen. Interessant ist nun die Betrachtung von langlaufenden Staatsanleihen. Österreich emittiert 30-jährige Anleihen mit einer Rendite von rund 3,5 %, Frankreich sogar mit knapp 4 %. Somit ist nicht nur für den Investor der reale Geldwerterhalt auf längere Frist sichergestellt (basierend auf einer natürlichen Inflation auf 30 Jahre von 2 %), sondern auch ein effektiver Vermögenszuwachs.

Anleihen mit sehr langen Laufzeiten ermöglichen somit derzeit Renditen, die deutlich über der erwarteten Inflationsrate liegen und sogar über dem strukturellen Wachstum, welches in den letzten 20 Jahren in der Eurozone verzeichnet worden ist. Eine Situation, die in stabilen, entwickelten und bonitätsstarken Volkswirtschaften nicht die Regel ist. Unter der Annahme eines zukünftigen Zinsrückgangs – sei es aus konjunkturellen oder geldpolitischen Gründen – ergeben sich daraus potenziell attraktive Opportunitäten.

Investoren, die mit den Mechanismen der Duration und insbesondere der Konvexität von Anleihen vertraut sind, können in solchen Marktphasen überproportional profitieren: Während das Verlustrisiko bei steigenden Zinsen vergleichsweise begrenzt bleibt, fallen die Gewinne bei rückläufigen Zinsen tendenziell deutlich höher aus – insbesondere bei Anleihen mit langer Restlaufzeit und niedrigem Kurswert. Ein Konstrukt welches erst durch die historische Niedrigzinsphase im letzten Jahrzehnt entstehen hat können.

Im Kern bleibt eine wesentliche Erkenntnis bestehen: Die Finanzmärkte spiegeln nicht die reale wirtschaftliche Entwicklung wider, sondern vielmehr deren erwartete Veränderung. Nicht die Nachricht selbst ist entscheidend, sondern ihre Abweichung von dem, was der Markt bereits antizipiert hat.

Wer heute Anlageentscheidungen trifft, sollte daher nicht nur aktuelle Daten berücksichtigen, sondern auch versuchen, die in Marktpreisen implizit enthaltenen Erwartungen zu erkennen – und diese kritisch zu hinterfragen. Gerade im Angesicht der aktuellen Bewertungen im Kontext zur globalen Makroökonomie gepaart mit einzigartiger politischer Instabilität und Volatilität, scheint eine Welt komplett losgelöst von der anderen zu sein.

Letztendlich geht es weniger darum, eine Prognose zu liefern, sondern vielmehr darum, innerhalb eines Unsicherheitsraums rational zu handeln und ein Portfolio zu konstruieren das allen Wetterlagen gerecht wird. Während der selbsternannte Deal-Maker Trump jegliche Rationalität und Weitsicht vermissen lässt, wird diese aktuell mehr denn je am Finanzmarkt belohnt. Ein Grund mehr die Augen nach Investmentmöglichkeiten offen zu halten, die genau von dieser aktuellen Irrationalität profitieren können. Eine Investmentlösung, die genau diese Absicht hat, wird von der Security KAG in den kommenden Tagen neu lanciert. Sollte Ihr Interesse geweckt sein, freuen wir uns über Ihre Anfrage.

Stefan Donnerer
Anleihenfondsmanagement
Stefan Donnerer

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