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02. Januar 2025

2025, das Jahr von Diversifikation 2.0

Die Kapitalmärkte waren mit Donald Trump 2.0 nicht unglücklich. Ich bin mir nicht so sicher, ob das gut geht und empfehle Diversifikation 2.0 – man weiß ja nie.

Wenn ich hier hervorkrame, dass Aktienmärkte ambitioniert bewertet sind oder Donald Trump in seiner zweiten Amtszeit einen gewissen Unsicherheitsfaktor darstellen könnte, kann ich Ihnen leider damit keine verwertbaren Informationen liefern, die Ihnen helfen Ihre Veranlagung besser zu machen. Das ist zugegebenermaßen sehr an der Oberfläche gekratzt, aber es würden sich auch besser recherchierte Information nicht dazu eignen, eine zuverlässige Prognose für Aktienmarktentwicklungen abzugeben. Damit sind wir für das eigentliche Thema aufgewärmt, für Diversifikation 2.0.

Darunter verstehe ich Möglichkeiten, über die klassische Mischung von verschiedenen Wertpapieren hinausgehend Diversifikationseffekte einzusetzen. Ziel ist, die Qualität von Veranlagungen zu verbessern. Ganz einfach und gerade deshalb reizvoll ist das Beispiel, Diversifikation um 90° gedreht zu denken. Anstelle eines Mischportfolios mit konstanter Asset Allokation über einen längeren Zeitraum hinweg wird die Asset Allocation von risiko- und ertragreicheren Veranlagungen zum Laufzeitende hin sukzessive in risikoärmere Veranlagungen umgeschichtet. Das lässt sich sinnvoll für lange bis sehr lange Anlagehorizonte umsetzen, denn diese Art der Veranlagung ist nur bei Veranlagungsdauern geeignet, in denen das erhöhte Risiko durch verstärkten Zinseszinseffekt von ertragsreicheren Investments überkompensiert werden kann. Entsprechende Produkte gibt es bereits auf dem Markt.

Eine andere und höchst interessante Alternative ist der Einsatz von Optionen als strategischer Bestandteil der Asset Allokation. Deren Entwicklung ist eng an das Basisinvestment gekoppelt, sie weisen asymmetrisches Kursverhalten auf und sie sind in ihrer Bewertung gut quantitativ fassbar. Zu einfach gedacht, liefern Derivate oft aber keinen Nutzen. Wenn etwa das Kursrisiko eines Aktieninvestments naiv gesichert werden soll, ist das oft so teuer, dass damit auch das Ertragspotenzial ruiniert wird. Der Veranlagungsspaß ist dahin, hier unterscheiden sich die Kapitalmärkte von vielen Anwendungsfällen in der Versicherungsbranche.

Wenn ich etwa am Berg unterwegs bin, ist es ein gutes Gefühl, im Falle des Falles versichert zu sein und gut versorgt ins Tal gebracht zu werden. Das liegt daran, dass abgesichert ist, was ich benötige. Wäre es mehr, wäre es zu teuer. Wäre es weniger und ich müsste etwa mit einem gebrochenen Knöchel bis zur nächsten Berghütte wandern um ins Tal mitgenommen zu werden, bräuchte ich die Versicherung nicht. Übertragen auf die Kapitalmärkte bedeutet das, dass die Effizienz von Optionen eng an den Anwendungsfall gekoppelt ist. Das lässt sich an zwei Hauptgründen festmachen:

  1. Optionsmärkte ändern ständig ihr Pricing. Dieses ist gut objektivierbar – relativ im Vergleich von Optionen zueinander und absolut im Vergleich zur Empirie. Eine statische Sicherungsstrategie zwingt dazu Optionen zu erwerben, die vielleicht derzeit sehr teuer sind. Aus der Schwäche der Preisniveaus wird eine Stärke, wenn die Veranlagung zulässt, die aktuellen Marktpreise in die Auswahl zu integrieren.
  2. Optionsmärkte liefern Instrumente, die direkt an die Entwicklung der Aktienmärkte gekoppelt ist. Dadurch lassen sich gezielt Gegenstrategien für genau jene Situationen aufbauen, die für meinen besonderen Fall unerfreulich sind.

Ergebnis sind Portfolios, die zum Beispiel Verlustrisiken ab einem gewissen Niveau deutlich lindern oder stärker auf Misspricings von Optionen abzielen. Moderne Datenverarbeitungsmethoden liefern mittlerweile Werkzeuge, die eine Systematisierung und ein effizientes Erkennen der optimalen Veranlagungsmöglichkeiten am Markt erlauben. Die Individualisierbarkeit nimmt stetig zu. Ich erwarte mir, dass wir in diesen Bereichen im kommenden Jahr große Fortschritte sehen werden. Das Potenzial ist gewaltig. Das Jahr 2024 hat also nicht nur die Weichen für eine höchst spannende politische, sondern für eine ebenso spannende technologische Entwicklung gestellt.

Ich hoffe Sie neugierig gemacht zu haben und wünsche einen guten und Start in das Jahr 2025.

Stefan Winkler
Vorstand
Stefan Winkler

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