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05. Januar 2024

Wie steht es um ELTIFs

2015 das Licht der Welt erblickt, fristet der European Long-Term Investment Fund (ELTIF) noch ein Schatten­dasein. Woran das liegt, ist schwer auf einen Nenner zu bringen. Doch er verdient, vor den Vorhang geholt zu werden. Denn die Idee, Privat­investoren ein qualitäts­gesichertes Mittel zum Investment in lang­fristige Projekte zur Verfügung zu stellen, ist keine schlechte.

Dass sich die grüne Wende oder wichtige Infra­struktur­projekte nicht von selbst finanzieren werden, war im Vorhinein klar. Mit ELTIFs hat die EU ein Vehikel geschaffen, um eine neue Investoren­schicht anzuziehen – den Privatanleger. Im Vorjahr, 8 Jahre nach der Geburt des ELTIFs, hat die EU mit ELTIF 2.0 nachgelegt. Einstiegs­hürden für die Auflage von Fonds und für den Investor beim Investment sind gefallen oder wurden zumindest abgeschwächt. Das Spektrum der Veranlagungs­möglichkeit ist gewachsen.

ELTIFs wurden ins Leben gerufen, um verfügbares Kapital von Privat­investoren für nicht liquide Projekte verfügbar zu machen. Im Fokus stand und steht das erhöhte Schutz­bedürfnis für private Investoren. Inwieweit die gesetzlichen Vorgaben wirklich dazu geeignet sind, einen AIF zum geeigneten Anlage­produkt für den Investor von nebenan aufzumotzen, darüber kann man diskutieren. Doch der Finanzierungs­bedarf für Windkraftanlagen oder grüne Stromnetze ist zweifelsohne gegeben. Damit sind die Möglichkeiten von ELTIFs aber noch nicht ausgeschöpft. Investiert werden kann z.B. auch in Sachanlagen, weite Bereiche von Infrastruktur, Unternehmens­anteile oder in Fremd­kapital.

Ein wesentliches Element von ELTIFs, und vielleicht auch eine der größten Hemm­schwellen für private Investoren, ist die fehlende Liquidität. Einmal investiertes Geld ist für Jahre gebunden. Quartals­mäßig zu veröffentlichende NAV´s geben eine Orientierung über den (voraus­sichtlichen) aktuellen Wert der Anlage, eine Rückgabe der Anteile ist aber in aller Regel nicht möglich.

Warum ist es überhaupt sinnvoll, privates Geld in nicht liquide Infra­struktur zu stecken? Aus volks­wirtschaft­licher Sicht liegt die Antwort auf der Hand. Laut aktuellen Zahlen der FAZ liegt ein Gros des Kapital­bedarfs im nicht liquiden Bereich. Nur rund 10 % der Vermögens­werte sind an Börsen handelbar. Für die verbleibenden 90 % ist es teils schwierig, Finanzierungen zu lukrieren. Derzeit ist der Finanzierungs­anteil von ELTIFs mit gut EUR 10 Mrd. noch vernachlässigbar. Die Anzahl neuer ELTIFs hat sich zwar erhöht (gemäß FAZ/Scope von 54 im Jahr 2022 auf 77 im Jahr 2023), doch das reicht nicht aus, um ihn seines zweifelhaften Nimbus zwischen Exoten und Noname zu berauben.

Meiner Meinung nach wird es noch ein hartes Stück Arbeit werden, Privatinvestoren von ELTIFs zu überzeugen. Fehlende Liquidität ist sicher ein Hemm­schuh. Doch wenn wir uns die große Anzahl von ungenützten Anleger­wohnungen vor Augen führen, deren Kauf- und Verkauf zumindest mit veritablen Transaktions­kosten verbunden sind, scheint tägliche Liquidier­barkeit nicht immer Grund­voraussetzung für Privat­investoren zu sein. Wichtig wird sein, gute Reputation aufzubauen. Hierfür braucht es aber bekanntlich Jahre, während sie in Windeseile verspielt sein kann. Zudem benötigt es ein breites Angebot und eine niedrige Zugangs­schwelle im Umfeld, beides ist noch verbesserungs­würdig. Und am Ende wird es nicht ohne den interessierten und verständigen Investor funktionieren. Nichts passt schlechter zusammen als ein Investor und eine Veranlagung, die anderes macht als der Investor erwartet.

Ob ein ELTIFs für Sie oder jemanden in Ihrem Umfeld ein geeignetes Investment sein könnte, ist bitte höchst individuell zu entscheiden. Keinesfalls soll das hier eine Kauf­empfehlung für irgendetwas sein. Ich persönlich kann ohnehin einem klassischen österreichischem OGAW, vielleicht sogar in der zweit­größten österreichischen Stadt umsichtig verwaltet, viel abgewinnen. Aber das ist natürlich ebenso persönlich und impliziert wohl auch einen Hauch von Befangenheit.

Aus etwas neutralerer Sicht begrüße ich aber Innovationen am Finanz­markt, die zumindest in der Intention gut gemacht sind. Vielleicht bergen ELTIFs das Potenzial, die Ver­anlagung des Österreichers und der Österreicherin in Summe etwas zu profes­sionalisieren, seinen Ertrag etwas zu erhöhen und einen zumindest kleinen Beitrag für eine prosperierende wirtschaftliche Ent­wicklung zu leisten. Die Zukunft wird es weisen.

Alles Gute für das Jahr 2024!

Stefan Winkler
Vorstand
Stefan Winkler

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